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Ihr wollt es dunkler? Ihr bekommt es dunkler!

Mit des Meisters Kurzgeschichten hat bei mir alles angefangen Ende der 80er. In einem Laden namens "Grosso"
hab ich mir "Nachtschicht" mitgenommen und war unfassbar fasziniert von den Geschichten, die im Grunde triviale
Themen auf ein völlig neues Level hoben. Stichwort "Charakter"-Building. Spätschicht, Das Schreckgespenst, Graue Masse,
Einen auf den Weg oder Briefe aus Jerusalem. Grandiose erzählte Horrorstorys, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht und
der Horror wichtiges Beiwerk ist. Ohne diesen würde es aber auch nicht funktionieren.
Es folgen noch viele, nicht minder grandiose Bände. Mein liebster davon ist "Blut", mit der wohl gruseligsten Story überhaupt "Omi" aka "Gramma"!
Was würde ich für ein Hörbuch mit David Nathan geben. Kommt hoffentlich noch.
Doch genug davon, ein neues Werk ist erschienen und es stellt sich die Frage; "kann es der Meister noch"?
Nun... here we go!

Zwei begnadete Burschen:
Die Lebensgeschichte zweier erfolgreicher Menschen, deren Erfolg über Nacht kam. Die Antwort warum das so war,
liegt bei einem längst vergangenen Jagdausflug in den Wäldern von Maine. Mystery-Klopper zu Anfang. Auch hier wird wieder viel Wert auf die Charaktere
gelegt. Toll geschrieben und spannend erzählt. Ein echter King!

Der fünfte Schritt:
Ein Rentner wird im Central Park von einem Fremden angesprochen, der ihm seine Geschichte erzählt. Doch das Gespräch nicht einen unangenehmen Verlauf.
Kurz, bündig, böse. Cool!

Willie der Wirrkopf:
Da ist der Titel Programm. Willi ist ein Spinner, nur noch getoppt von seinem Opa, der ihm Geschichten erzählt, die er unmöglich selbst erlebt haben kann.
Seltsame Geschichte, in die man einiges rein interpretieren kann. Was ich mag und deshalb fand ich die Story toll. Auch recht kurz.

Danny Coughlins böser Traum:
Mit 224 Seiten die längste Geschichte. Hat mich etwas an Twin Peaks erinnert, da viele Elemente davon drin vorkommen. Trailer Park, 2 Ermittler, ein Mord,
Traumdeutung usw. Vielleicht ist die Geschichte etwas zu lang aber dafür haben wir hier King in Reinkultur. Grandios erzählt, mit tollen Charakteren und einer
Mystery-Thriller Story. Ein Highlight aber es kommt noch besser!

Finn:
Kann ein Mensch vom Pech verfolgt sein? Fragt Finn, er wird es euch erzählen.
Surreale und atmosphärische Geschichte mit einem nachdenklichen Schluss. Muss man sich drauf einlassen.
Ich fand sie toll!

Auf der Slide Inn Road:
Eine Familie nimmt die falsche Abkürzung. Doch Opa hats noch drauf.
Joa.... nicht ganz so meins. Zu normal zu vorhersehbar, trotz einer Wendung und irgendwie unrealistisch, trotz bodenständiger Thematik.
Für mich die schwächste Geschichte. Was im King Kosmos ein "Gut" bedeutet.

Das rote Display:
Kurz und knackig begeben wir uns in die Twilight Zone. Ich mag solche Geschichten einfach, denn in der Kürze liegt die Würze!

Ein Fachmann für Turbulenzen:
Wundert sich eigentlich niemand warum Flugzeuge so gut wie nie abstürzen? King hat die Antwort.
Auf so skurrile Sachen kann auch nur der Meister kommen. Ich liebe es.
Facilitator, Trannys... Kings Kreationen von Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten.
Solche Leute kennen wir aus dem dunklen Turm und Atlantis. Faszinierend wie King sein eigenes Universum immer noch
ausbaut. King as King can be!

Laurie:
Griesgram Lloyd Sunderland bekommt nach dem Tod seiner Frau einen Welpen geschenkt. Nach anfänglicher Ablehnung schließt er den Hund aber ins Herz.
Doch es kommt zu gar grausigen Ereignissen als der Nachbar verschwindet.
Bindung zu Tieren, Verlustverarbeitung, Auseinandersetzung mit dem Alter vermischt mit etwas Tierhorror. Schöne Geschichte, famos erzählt.

Klapperschlangen:
Mein Highlight der Sammlung. Ich liebe es wenn King auf seinen eigenen Klassikern aufbaut.
Der im Ruhestand befindliche Vic Trenton verbringt seinen Sommer im Haus eines Freundes.
Er wundert sich über die schrullige aber liebeswerte Nachbarin, die ihre lange verblichenen Zwillinge
immer noch im Kinderwagen rum fährt. Er tut es als Traumabewältigung ab, bis er schrecklich Ereignisse
aus der Vergangenheit aufdeckt, die ihre Fühler ins Hier- und Jetzt ausstrecken, denn Vic hat ein eigenes Trauma
zu bewältigen.
Hach ja, mehr King wie in dieser Story geht nun wirklich nicht. Der Gruselfaktor ist extremst hoch und die Story ist klassisch
und auch doch wieder nicht. Vic Trenton ist ein super Charakter. Moment mal... Trenton? Richtig! Vics Frau Donna und sein Sohn Tad waren es
die einst gegen einen tollwütigen Bernhardiner namens Cujo antreten mussten in dessen Folge sein kleiner Sohn qualvoll verdurstete.
Etwas, dass Vic niemals überwunden hat. Die Geschichte der beiden nach Cujo wird liebevoll und mit Respekt nacherzählt, was definitiv auch
auf die Ereignisse von dieser Story Einfluss hat. Also eine quasi Fortsetzung, nur die Bedrohung ist wesentlich finsterer als ein tollwütiger Hund.

Die Träumenden:
70er Jahre, Castle Rock, H.P. Lovecraft. Noch Fragen? Nein? Gut!
Kommt direkt hinter den Klapperschlangen. Vorzüglicher "Cosmic-Horror". Liebe!!

Der Antwortmann:
Twilight Zone, die Zweite. Wieder grandios und episch über Jahrzehnte erzählt. Niemand kann Charaktere wie King.
Niemand kann Charaktere wie den Antwortmann. Denn dieser ist nicht von dieser Welt!
Bockstarker Abschluss einer unglaublich guten Kurzgeschichtensammlung!

Fazit: Kann ers noch? Und ob er es noch kann. Unglaublich mit was für einem Talent und einer Fantasie der Mann gesegnet wurde.
Selbst im hohen Alter schafft er es noch in uns das Kind hervor zu locken und mit geradezu jugendlichem Elan, sich in seine Geschichten zu
vertiefen. Ein beachtlicher Mensch und Künstler.

Auffällig ist, dass die übergreifenden Themen wie Corona, Altwerden und die Angst vorm Tod sich wie ein roter Faden durch die Geschichten ziehen.
Aktuelle Ereignisse werden also keineswegs übergangen und sind fester Bestandteil seiner Geschichten.
Die meisten Antagonisten sind weiß, im Ruhesstand und ein Spiegelbild vom Meister persönlich.
Man merkt aber deutlich, dass er sich mit Altwerden und dem Tod wesentlich intensiver als noch vor ein Paar Jahren auseinander setzt.
Er ist ja schließlich auch schon Mitte 70.
Möge er noch lange und weise herrschen. Er bleibt der beste, noch lebende Schriftsteller, was er mit diesem Band eindrucksvoll bewiesen hat. Mal wieder.
Schön geschrieben.
Die Sammlung ist für mich jetzt schon ein Buch-Highlight in diesem Jahr.
"Blut" ist für mich auch mein liebste Kurzgeschichtensammlung von ihm, obwohl "Nightmares & Dreamscapes" dicht dahinter liegen.
Hier ist er zu fast alter Form zurückgekehrt. Definitiv seine beste Kurzgeschichtensammlung seit langem.
Für mich war die stärkste Story "Danny Coughlins böser Traum". Ein richtiger Pageturner und eigentlich schon ein Kurzroman.
Auch wenn der Antagonist etwas überzogen war, ist die Geschichte zeitlos und auch gerade jetzt zeitaktuell.
King kann es immer noch!
 
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Nach vielen Jahren habe ich mal wieder "Fool on the hill" aus dem Regal gezogen. Und bin wie schon bei der ersten Lektüre vor langer Zeit wieder gefesselt und begeistert von dem Buch. Ein Fantasyroman der ganz eigenen Art. Überbordend einfallsreich, spannend und voller sympathischer Charaktere. Für mich immer noch ein kleines Meisterwerk.
 
Heute Michael Crichton's Timeline beendet:
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Hat mir gut gefallen wie bisher alles was ich von Crichton gelesen habe. Kommt aber für mich nicht an Jurassic Park, Andromeda Strain, Sphere oder Eaters of the Dead ran. Die wisenschaftliche Herangehensweise an das Multiversum im Rahmen der Quantenphysik hatte ich in dem Roman nicht erwartet. Dachte zuerst das Buch wäre mit seiner Mittelalter-Zeitreise-Thematik etwas seltsam, deshalb stand es seit dem Kauf ca. 5 Jahre im Regal. Bin aber jetzt froh es gelesen zu haben, hat mich gut unterhalten.

Dann hab ich jetzt auch mal wieder The Bachman Books von Stephen King rausgekramt da ja bald eine Verfilmung von The Long Walk kommt und ich den Roman seit 20 Jahren nicht mehr gelesen hatte:
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Rage hab ich vor rund 2 Jahren erst wieder gelesen, die Geschichte hab ich diesmal geskippt obwohl ich sie toll finde.
Heute dann die ersten 50 Seiten von The Long Walk begonnen und direkt wieder drin gewesen. Das zieht einen direkt mit und da ich vor einigen Wochen erst durch Maine gefahren bin fühlt sich auch die Location irgendwie vertraut an.
Roadwork und Running Man werde ich auch vor längerer Zeit mal gelesen haben, kann mich allerdings kaum mehr an Roadwork erinnern und bei Running Man ist der Arnie-Streifen irgendwie präsenter als King's Geschichte.
 
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Nach dem Ende der Sowjetunion schickt der Sesame Workshop Natasha Lance nach Russland, um dort eine russische Ausgabe der Sesamstraße auf den Weg zu bringen.

Das ist ein in mehrer Hinsicht interessantes Buch.
Man lernt viel über die Sesamstraße, über Russland in den 90er Jahren und darüber, welche Schwierigkeiten kulturelle Verschiedenheiten mit sich bringen können.
Natasha Lance Rogoff erzählt diese Geschichte aus ihrer Perspektive als Produzentin der russischen Sesamstraße. Leider ist sie sich ihrer subjektiven Perspektive nicht durchgängig bewusst, so dass eine gewisse amerikanische Überheblichkeit immer wieder mal aufscheont, obwohl diese im Buch immer wieder mal krutisch angesprochen wird.
Dennich: Eine schön beschriebene Geschichte, die immer wieder zum Schmunzeln anregt und bei der ich des öfteren auch sehr gerührt war.
 
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Von Tom Hillenbrand kennen wir schon einige Zukunftsvisionen und auch bei seinem „Lieferdienst“ ist das Thema höchst präsent. Hauptperson in der Geschichte ist der Lieferant Arkadi, der wie andere Kuriere auf einem Hoverboard durch Neu-Berlin düst und Bestellungen ausliefert. Eher zufällig stößt er während einer seiner Touren auf einige ungewöhnliche Dinge, die irgendwie mit getarnten Retouren zusammenhängen könnten. Neugierig wie er ist, beginnt er nachzuforschen und deckt dabei mehr auf, als ihm lieb ist.

Die Handlung des Kurzromans braucht ein wenig, um in Schwung zu kommen. Zuvor geht es zu sehr um das Leben und Leiden eines Lieferdienstfahrers. Hillenbrand präsentiert hier – wie üblich – ein authentisches Zukunftsszenario, allerdings mit haufenweisen Anglizismen und neuen Begriffserfindungen, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Aber vielleicht muss das ja so sein. Dazu gibt es einige angenehme bissige Anspielungen und Kommentare auf die heutige Zeit. Das passt auf jeden Fall. So spannend wie „Hologrammatica“ oder „Drohnenland“ ist die neue Geschichte zwar nicht, aber durchaus interessant.
 
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Wie der Titel schon vermuten lässt, ein Sachbuch.
Es geht um die beiden Rays und Forry, ihre Freundschaft und die Entstehung des Science Fiction Fandoms besonders in LA in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg. Wobei natürlich auch das Leben der drei danach behandelt wird.
Ganz interessant zu lesen, allerdings ist Ortwein nicht unbedingt der geborene Erzähler, schweift manchmal ab und verliert sich in Nebensächlichkeiten. Dafür wird vieles aus dem Leben der drei sehr verkürzt, insbesondere in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Umschlag ist ziemlich labberig, was sich aufgrund der Größe (größer als DinA5) auf das ganze Buch auswirkt. Die Bindung ist aber in Ordnung.
Es sind nicht viele Bilder im Buch und deren Qualität ist auch nicht besonders groß, so dass tatsächlich die EBook-Ausgabe gereicht hätte.
 
War jetzt kein Buch, sondern ein Drehbuch.

Last Boy Scout - Shane Black

Ich finde den Film gut, aber Blacks Orginal-Skript ist viel besser.

Die erste Hälfte ist sehr ähnlich, wie der Film. Joe bekommt den Job und Cory wird ermordet. Die Actionszenen sind gleich und auch die Dialoge. In der zweiten Hälfte weicht das Skript stark vom Film ab. Joe hat seinen Job verloren, weil er den Sohn von Senator Baynard verprügelt hat, so stark, dass dieser permanet behindert ist. Der Sohn hatte im Vorfeld betrunken einen Autounfall gebaut. Eine Frau und ein Kleinkind sind dabei gestorben. Jimmys Frau war drogensüchtig und hat auch während der Schwangerschaft heimlich Drogen genommen. Sie und das Kind sind daran gestorben. Außerdem dreht Milo Snuff-Filme. (wird aber nur kurz angedeutet) Die Actionszene im Wald gibt es nicht. Joe und seine Frau werden von Milo entführt und der Austausch der Koffer findet auf See mit einer Yacht, Booten und Heli statt. Milo tötet hier noch eine ganze Familie, welche im "Weg steht". Im Anschluss gibt es eine riesige Actionszene mit Shoot-Outs, explodierenden Booten und einem gerammten Heli im Nebel. Daryan Charakter ist gleich und hilft Jimmy auf dem Boot. Baynard wird bei dem Austausch von Milos Männern getötet. Milo überlebt hier schwer verletzt. Die Szene mit "Wuschel-Tom" findet in Joes Haus statt. Die Stadion-Szene gibt es nicht. Joe und Jimmy verfolgen Marcon in seine Villa. Joes Frau ist noch bei den Bad Guys und soll in einem Snuff-Film ermordet werden. Joe braucht die Adresse von Maynard. Hier gibt es einen kleinen Twist, dass Baynards Sohn noch lebt. Hier gibt es dann die "Munitions-Szene" und Baynards Sohn stirbt. Marcon entkommt. Joe und Jimmy hetzen dann zu Milos Studio, töten die Bad Guys und retten Joes Frau vor einen Typen mit Kettensäge. Zum Schluss gibt es noch einen Shootout mit Milo, welcher dann von Joes Frau erschossen wird. Marcon stirbt (wie im Film) durch den Bomben-Koffer. Joe und Jimmy bekommen die 2 Millionen zum Ende. Joe nimmt 200 Dollar für den Auftrag und den Rest spenden Sie der Krebshilfe. Dann werden beide (wie im Film) Partner.

Das Skript findet man einfach als PDF bei google.

Wäre schon schön gewesen, der Streifen wäre wie das Skript. Die Actionszene auf dem Wasser von Tony Scott wäre der Wahnsinn. Seine Optik, mit einem schnellen aber erkennbaren Schnitt und viele tollen Modeleffekten (ala Die Hard 2)... :liebe: IMO wäre der Streifen dann auf DIE HARD Niveau. Das Skript hat fast zu viel Action. Ich glaube es sind in Summe 5 kleinere Actionszenen und die große Actionszene auf dem Wasser. Auch die Härte wäre ein großes Problem. Der Snuff Aspekt wäre wahrscheinlich NC-17 und die Actionszenen sind so blutig wie bei True Romance beschrieben. Aber man darf ja träumen... :smiley:

Einige Dialoge im Skript sind kitschig. Aber das war im Film auch nich anders...

Das Skript hat man in 2 -3 Stunden durch. 166 Seiten wären sicher 2 - 2,5 h Stunden. Wie gesagt IMO ist uns hier ein Klassiker entgangen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade gelesen:
Stephen King´s "Später"
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In einem Rutsch durchgelesen. Fand ich doch sehr gut und ist doch relativ kurz für einen Kingschen Roman!
Aber:
ist das nicht, ich hoffe doch sehr darauf, ein neuer Prolog, dass "Es" wieder auftauchen wird? Für mich das ultimative Monster!!!
 
Peter Benchley "Der weiße Hai"
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Den Film kenne ich schon viele Jahrzehnte, das Buch hatte ich bis jetzt noch nie gelesen.

Tatsächlich einer der wenigen Fälle in dem der Film besser als das Buch ist.
Benchley verwendet viel Zeit und Platz auf die Eheprobleme der Brodys. Und auch der Endkampf kommt etwas unspektakulär rüber.
Quint und Hopper sind im Film wesentlich einpräsamere Charaktere.
Einzig die Motivation des Bürgermeisters wird etwas nachvollziehbarer.

Der Roman ist schnell zu lesen und ganz unterhaltsam, aber ohne den Film wäre er vermutlich schon weitgehend vergessen.
 
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Yours Cruelly, Elvira: Memoirs of the Mistress of the Dark (2021)

Ein ganz famoses Buch, nicht nur, aber vor allem natürlich für alle, die mit Elvira & ihrer Darstellerin was anfangen können. Warum? Nun, weil man hier das aufregende Leben einer aufregenden Frau serviert bekommt, mit Leidenschaft & Herz, mit allen Höhen & Tiefen, mit aller Freud, mit allem Leid. Cassandra Petersons direkter & oft lockerer Schreibstil sagt mir sehr zu, getoppt noch von ihrem trockenen Humor, der oft durchschimmert. Auf die Frage, ob sich ihre Eltern denn nicht an ihrem gewagten Elvira-Outfit stören, meint sie etwa, ach, die seien froh, dass sie überhaupt etwas an hat. Ein paar ihren Lebensweg begleitende Fotos gibt es natürlich ebenfalls.

Und neben ihren persönlichen Erlebnissen bekommt man einen Eindruck davon, wie es damals so generell zugegangen ist, z. B. bei Auditions, in Los Angeles & in Las Vegas oder als plötzlich AIDS zu wüten begann & sich ihr Freundeskreis drastisch verringerte. Bevor Cassandra als Elvira durchstartete, scharwenzelte sie als Teenage-Groupie um Rockbands rum, sammelte Erfahrungen als (minderjährige) Go-Go-Tänzerin, wurde ein (minderjähriges) Las-Vegas-Showgirl (Vive Les Girls), tourte als Ko-Sängerin mit einer Band durch Italien, hielt sich mit kleinen Filmrollen über Wasser (sie spielte sogar in einem Fulci-Film mit!), nahm Schauspielunterricht, trat der Comedy-Theater-Truppe The Groundlings bei & noch so einiges mehr.

Richtig heftig ist das 15. Kapitel, wo sie über schmierige Agenten, gruselige Castings & sexuellen Missbrauch schreibt. Auch bei den Berichten über AIDS & der unschönen Entwicklung ihrer Ehe musste ich schlucken. Kein Auge trocken bleibt hingegen bei der Schilderung ihres LSD-Trips, der "Höllentaube" & ihrem Treffen mit einem Guru. Überhaupt gibt es jede Menge Begegnungen (mit Elvis, Hendrix, Sinatra, Mercury, Fellini, De Niro, Arnie, Vampira u. a.), die mal beängstigend, mal berührend, mal weird, mal angenehm & noch anderes mehr waren. Sie hatte einige "Close Calls" & nein, nicht immer kam sie ungeschoren davon. Bereits als Baby wäre sie fast draufgegangen, als sie einen Topf kochendes Wasser über sich schüttete & furchtbar verbrüht wurde; ca. ein Drittel ihres 18monatigen Körpers hatte Verbrennungen dritten Grades & die Ärzte machten den Eltern keine großen Hoffnungen.

Aber sie hat sich davon erholt & ist ihren Weg gegangen, einen abenteuerlichen, oft steinigen Weg, welchen sie mit diesem Buch auf plastische & sich aufrichtig anfühlende Weise nachzeichnet.
 
Gerade ausgelesen: Carlo Levis autobiografischer Roman „Christus kam nur bis Eboli“ über seine Zeit in der Verbannung im süditalienischen Exil, dem von Armut, Krankheit und Bildungsferne geprägten Mezzogiorno in der Zeit des Faschismus. Ein Buch von spröder Schönheit, das weniger von Ereignissen lebt als von der Beschreibung von Menschen, Örtlichkeiten und Gemütszuständen.

Buchbeschreibung des Verlags: „Lukanien, ganz unten am Stiefel. Dort, wo Eisenbahn und Straße die Küste von Salerno verlassen, liegt Eboli, und dahinter beginnt der Mezzogiorno, dessen Bewohner sagen: »Wir sind keine Menschen, keine Christen, wir sind Tiere, denn Christus kam nur bis Eboli, aber nicht weiter, nicht zu uns.«

In diese gottverlassene Gegend bringen im Spätsommer 1935 zwei Carabinieri den Turiner Arzt Carlo Levi. Er ist ein confinato politico, einer, den das Regime wegen seiner antifaschistischen Aktivitäten aus der Großstadt in die Verbannung schickt. Ernste und von Malaria ausgezehrte Gesichter blicken ihm entgegen. Die Kargheit der von der Zivilisation unberührten Landschaft findet Ausdruck in der resignativen Haltung der Bauern und ihrer Schicksalsergebenheit.

Levi gewinnt jedoch die Zuneigung dieser Menschen, als er den anscheinend sinnlosen Kampf gegen die Malaria aufnimmt. In den zwei Jahren seines Zusammenlebens mit ihnen betreut der Arzt Levi die Kranken, der Schriftsteller und Maler in ihm porträtiert Jahre später die Landschaft und ihre Menschen: Eindringlich erfaßt Carlo Levi das archaische Leben im Mezzogiorno, den Alltag dieser Bauern, ihre Kümmernisse und Krankheiten, aber auch ihre Feste, ihre geheimen Hoffnungen und Wünsche. Doch nach seiner Abreise sinken die Menschen in ihr dumpfes Dasein zurück. »Es regnet auf den, der schon naß ist«, sagt man in dieser Gegend.“

Mehr zu Carlo Levi (1902–1975): Carlo Levi – Wikipedia

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Hab tatsächlich noch eine handvoll Stephen King Bücher die ich noch nicht gelesen habe. Gerade bin ich an Hearts in Atlantis. Die erste (und mit 300 Seiten längste) von drei Stories hab ich gestern beendet. Gefiel mir wieder sehr gut, weniger horrorlastig, dafür wieder eine interessante Beziehung zwischen Kind und altem Mann. Zudem gibt es gerade zum Ende hin viele Anspielungen auf die Dark Tower Reihe. Ohne diese Reihe zu kennen könnte das Ende allerdings etwas wirr wirken. Gab ja auch schon eine Verfilmung mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle, die fand ich damals nicht sonderlich gut und hab davon auch praktisch alles vergessen. Vielleicht schau ich da nochmal rein, glaub die DVD liegt noch irgendwo in nem Karton im Keller.
Bin schon gespannt auf die beiden anderen Geschichten und wie diese miteinander verknüpft sind. Danach werde ich mir mal Duma Key vornehmen, liegt auch noch auf dem pile of shame.

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