@cinerama
Wenn Du schreibst der „ist entsetzlich überspielt und abgemischt“ dann ist das totaler Bullshit und jede Auseinandersetzung erübrigt sich damit eigentlich.
Aber mit Deinem Posting stellst Du unsere Professionalität bei der Veröffentlichung von Filmen in Frage. Damit habe ich ein massives Problem und werde deshalb näher darauf eingehen. In der Art hat sich seit der Gründung unseren Firmenforums, damals noch Cinefacts 2008, niemand jemals über unsere Arbeit geäußert. Ich poste normalerweise keine Interna aber das lasse ich hier nicht so stehen.
Es gibt meines Wissens von den drei damals erstellten 70mm Kopien noch zwei vollständig erhaltene, eine im Bundesarchiv und eine beim Kinomuseum Berlin e.V..
Ich weiß nicht wer Du bist aber Deinem Posting nach muss ich Dich in einem Zusammenhang mit letzterem verorten. Ich kenne das Kinomuseum nicht näher, wenn ich also im folgenden der Einfachheit halber vom Museum schreibe, geht es konkret um Deine Äußerungen und um damalige Abläufe und ich möchte nicht pauschal dort sicherlich engagiert handelnde Personen in einen Topf werfen.
Das allererste was wir versucht haben war, genau die Kopie von der Du sprichst, vom Kinomuseum auszuleihen. Das war unser Wunsch, da diese ja in den letzten Jahren häufiger gespielt wurde und deren Zustand somit klarer war, als bei der im Bundesarchiv eingelagerten Kopie deren Zustand niemand kannte.
Dazu habe ich zwei mal mit einem der Vorstände vom Museum gesprochen.
Dabei wurde uns ganz klar gesagt, das wir die Kopie nicht zur Verfügung gestellt bekommen werden.
Der einzige Grund, der uns gegenüber für diese Haltung geäußert wurde war, dass man befürchtete, durch unsere Digitalisierung und Veröffentlichung des 6 Kanal-Tons, zukünftige Aufführungen der 70mm Kopie zu entwerten und damit weniger Kinobesucher zu bekommen.
Wir haben dem Museum eine finanzielle Entschädigung angeboten, weiterhin eine Kooperation um die Kopie öffentlich aufzuführen, bei der wir auf unsere Lizenzgebühren verzichten und einen Text im Booklet unserer Veröffentlichung zum Museum und den 70mm Aktivitäten dort. Alles hat nichts an der Haltung geändert.
Wir durften die Kopie also nicht zur Abtastung benutzen.
„Weil Transfer und Nachbearbeitung ohne unser Beisein und konkrete Abmischungshinweise erfolgten.“
Es gab von uns überhaupt keine Vorgabe wie der Ton der 70mm Kopien hätte digitalisiert werden sollen. Da hätten wir allen Wünschen und Vorschlägen des Museums entsprochen, das habe ich so ganz klar kommuniziert. Auch dies hatte nichts an der Verweigerung geändert.
Darauf haben wir die Kopien aus dem Bundesarchiv geordert.
Hier haben wir uns, wie es auch bei den Kopien des Kinomuseums der Fall gewesen wäre, bei der Realisierung (Rollenhandling & Art der Digitalisierung) nach den Wünschen und Vorstellungen, in diesem Fall dann der Defa-Stiftung gerichtet. Aufgrund der dortigen Erfahrungen mit mehreren 70mm Projekten gab es keinem Grund den vorgeschlagenen technischen Ablauf nicht mitzugehen. Auch jetzt wo der Ton vorliegt habe ich keine Zweifel an dem Prozess.
Alle Probleme die wir mit dem Material hatten sind ursächlich in Fehlern bei der Erstellung der damaligen Synchronisation (Phasenprobleme, Unsychronitäten weil im Synchronstudio mit einer Verkleinerungskopie gearbeitet wurde, unterschiedliches Rauschen der Kanäle) und natürlich wesentlich auch altersbedingt. Wir reden hier über 50 Jahre alten Magnetton!
„Also bleibt kaum eine andere Wahl als den 6-Kanal Magnetton zu degradieren und an die Qualität des Monolichttons anzugleichen, trotz der Stereospuren.“
Der 6-Kanalton ist in keiner Weise degradiert oder an die schlechtere Qualität des 35mm-Monotons angepasst. Welchen Stereoton Du meinst ist mir unklar, es gibt schlicht keinen.
Nur an Stellen die im 6-Kanal-Material fehlten haben wir den Monoton benutzt, diesen an den 6-Kanalton so gut es ging angepasst und nicht andersrum.
Wir hätten uns viele Stunden Arbeit gespart, wenn wir da den Ton einer anderen 6-Kanalkopie hätten einsetzen können aber das wurde uns ja verwehrt.
„Da bleibe ich lieber bei der originalen 70mm-Filmkopie“
Wie gut die klingt kann ich nicht beurteilen, nach meiner Erfahrung hätten wir am Ende wohl auf beiden Kopien Stellen gefunden, die jeweils besser erhalten sind und eine kombinierte „beste“ Fassung erstellt. Auch eine Abtastung der Kopie des Kinomuseums hätte für die Veröffentlichung auf DVD & Blu-ray einer massiven digitalen Restaurierung und neuen Mischung unterzogen werden müssen, auch wenn sie in irgendeinem Kino gut klingen sollte.
Da gibt es ganz andere Erwartungshaltungen der Käufer und komplett andere Gegebenheiten im Heimkino.
Um es mal plump zu formulieren... wenn eine seltene 70mm Kopie alle Jubeljahre mal aufgeführt wird, dann ist das ein Ereignis für sich und im Saal in Reihe 20 interessiert es den Gasmann, ob da für fünf Minuten mal der linke Kanal wegbricht, der Center in zweiten Reel brummt oder im dritten Film der Rechts-Center 4db zu leise ist. Alle freuen sich über die seltene Gelegenheit.
Wenn wir sowas auf Blu-ray veröffentlichen und 40€ dafür wollen, dann steigen uns die Leute zu Recht aufs Dach und wir hätten hier seitenweise Terz.
Zum Schluss...
Sich aus Angst einer Preservation des Tons in digitaler Form zu verwehren um die Exklusivität der eigenen Kopie zu wahren, den Leuten die hier mitlesen ein womöglich, vielleicht, eventuell besseres Klangerlebnis (an einigen Stellen in über sieben Stunden Film) vorzuenthalten und sich dann hinterher hier mit einer angeblich überlegenen Kopie zu brüsten ist einfach nur schäbig.