Immerhin löst die Neuverfilmung auch die am dämlichsten aussehenden Zwerge ab. Die dürfte bisher die US-Verfilmung von 2001 ("Snow White" mit Miranda Richardson als böse Königin und Kristin Kreuk als Schneewittchen) gehabt haben:
Zum Thema der Aussehen und Herkunft von Schneewittchen hätte es ja auch noch einen ganz anderen Ansatz gegeben: Es gab in den 90ern mal eine Zeichentrickserie namens "Happily Ever After - Fairy Tales For Every Child", zu Deutsch "13 auf einen Streich". Da wurden diverse bekannte Märchen nach Südamerika verlagert und Figuren entsprechend umgeschrieben. "Schneewittchen" spielte bei einem Indianerstamm und sie war die Tochter des Häuptlings. Auch da wurde der Name damit erklärt, dass es bei ihrer Geburt geschneit hat. Da behält man quasi die Grundgeschichte bei, löst aber das Setting komplett aus der bekannten Umgebung. Disney hingegen macht den Fehler, das Setting und alle Rollen komplett an die Zeichentrick-Vorlage anlehnen zu wollen und nur die Hauptfigur, die aber eben über ihr Aussehen beschrieben wird, zu verändern. Das wirkt dann auch einfach nicht stimmig, sondern krampfhaft gewollt.
Abgesehen davon, dass Rachel Zegler mit der merkwürdigen Frisur und dem Kostüm auch einfach aussieht, als hätte sie das beim Kostümverleih Kasuppke in Bergisch-Gladbach für Fastnacht gekauft (und dabei sieht sie wie in "West Side Story" eigentlich gar nicht übel aus), sind die Kontroversen um ihre Person dank ihrer eigenen Aussagen zu der Zeichentrick-Vorlage auch nicht gerade förderlich. Aber dise Diskussion wurde denke ich zu Genüge geführt. Der Film stand von Anfang an unter keinem guten Stern, aber Disney hat alles einfach ignoriert und stur weitergemacht. Jetzt bekommt man womöglich dann die Quittung dafür. Man merkt, dass sie mit der PR-Kampagne schon nur noch Schadensbegrenzung betreiben. Sofern der Film floppt (und er müsste ja schon gewaltigen Erfolg haben, um überhaupt in die Gewinnzone zu kommen) würde es mich nicht wundern, wenn der als Ostergeschenk schon bei Disney+ verramscht wird.
Es ist halt einfach schade, wie dieser Konzern es geschafft hat, seinen eigenen Mythos mit solch unnötigen Aktionen wie diesen ganzen Neuverfilmungen und krampfhaften Änderungen selbst zerstört hat. Und es ist schon Ironie des Schicksals, dass der Film, mit dem alles angefangen hat, nun in seiner Neuverfilmung zum größten Flop und massivsten Imageschaden für das Studio werden könnte. Aber wenn es so kommt hilft es vielleicht auch, dass man sich mal wieder auf das zurückbesinnt, was man eigentlich mal konnte wie kein anderes Studio: Kreativität. Die letzten 10 Jahre wurden doch eigentlich nur noch damit gefüllt, dass man die Zeichentrick-Klassiker neu verfilmt hat und irgendwelche Fortsetzungen gebracht hat. Es gab immer mal wieder Phasen, wo Disney auch mal schwächere Filme gebracht hat, wie Anfang der 2000er und dann kam wieder eine Partie richtig guter Filme wie Anfang/MItte der 90er oder Anfang der 2010er-Jahre, aber inzwischen scheint man überhaupt keine Lust mehr zu haben, sich noch kreativ auszutoben. Da kommen nur noch Neuverfilmungen, Fortsetzungen und die paar neuen Sachen, die sie noch machen, wirken relativ uninspiriert und folgen alle dem bekannten Schema F. Frischer Wind würde da echt mal wieder gut tun und vielleicht reinigt das "Schneewittchen"-Gewitter zumindest mal ein bisschen die Luft. Wünschen kann man es sich ja zumindest...