Ich war gestern auf dem Tourauftakt der Legendary Tour von
Sabaton. In heutigen Zeiten war es nochmal ganz angenehm, daß man vorher nicht sehen konnte, was einen erwartet und welche Lieder gespielt werden. Als jemand, der die Band 2006 als Vorgruppe kennengelernt und auf dem Konzert im Duisburger Parkhaus war, war das gestern einfach, na, legendär würde ich sagen. Was die Schweden sich in den letzten zwanzig Jahren erarbeitet haben ist der Hammer.
Waren vor zwei Jahren an gleicher Stelle noch
LORDI und
Babymetal die Vorgruppe, leistet sich die Band jetzt ein dreißig köpfiges Orchester, welches Lieder aus der Banddisco darbietet. Dabei übernehmen die mit "Ghost Division" und "Swedish Pagans" das traditionelle erste und letzte Lied. Das Orchester hat eine Stunde gespielt und das Publikum ist schon gut mitgegangen. Die Reaktioen auf den "klassischen Metal" hat schon sehr positiv überrascht und zeigt eigentlich, das Metalfans das Gegenteil von engstirning sind. War schon ein ungewöhnlicher Einstieg in den Abend.
Ungewöhnlich war aber auch der Konzertauftakt. Auf einer zweiten, kleinen Bühne im hinteren Teil der LanxessArena (die größer war als die Bühne im Parkhaus) eröffnete Napoleon das Konzert. Teilweise wurde er ausgebuht. Es dikustierten dann drei "Legenden" miteinander, bevor sie von einer Gruppe Tempelritter unterbrochen wurde. Insgesamt mit gefühlten zehn Minuten Laberei ein relativ langer Einstieg. Die Tempelritter nahmen die Helme ab und darunter kamen die Bandmitglieder zum Vorschein. Sie starteten das erste Lied und sind dabei über einen Steg, der heruntergelassen wurde, über die Köpfe der Zuschauer von der kleinen Bühne zur Hauptbühne geschritten. Die war dieses Mal ganz anders gestaltet. Einen Panzer, auf dem das Schlagzeug thront, suchte man vergebens. Das Bühnenbild war wie eine Burg mit Zinnen und zwei Türmen gestaltet. Das Backdrop erstreckte sich über den ganzen Hintergrund. Nicht nur hinter der Bühne, sondern über die ganze Hallenrückwand. Was schon cooler ist, wenn rechts und links nicht die Halle und Technik zum Vorschein kommt. So einen breiten Backdrop habe ich allerdings schon bei der letzten Tour bewundert. Manchmal sind es die kleinen Dinge, oder wie in dem Fall, die übergroßen.
DIe drei Legenden kamen am Anfang immer mal wieder auf die Bühne und die Band änderte mehrfach ihr Outfit, passend zum Song. Auf der einen Seite waren die theatralischen Zwischenszenen nicht schlecht und ebenfalls sehr ungewöhnlich für ein Metalkonzert, auf der anderen Seite haben die ganzen Unterbrechungen etwas das Tempo rausgenommen. Erst in der zweiten Hälfte hat sich das geändert, als dann mehrere Lieder hintereinander gespielt wurden. Natürlich durften Pyros bei den Liedern nicht fehlen. Bei "Attack of the Dead Men" ging die Band, angeführt von Joakim über den Steg, bei der kleinen Bühne ins Publikum und am Rand zurück auf die Hauptbühne.
Die "Nur ein Bier"-Chöre hielten sich glücklicherweise im Rahmen. Ich fand lustig, als Joakim meinte, die Deutschen würden das schon seit zwanzig Jahren rufen, and he fucking knows how it works.
Der Chor vom Orchester versammelte sich später auf den Zinnen und unterstütze bei einigen Stücken. Die Setlist bestand aus vier Liedern vom aktuellen Album und einer guten Mischung aus fast allen Alben der Band. Ob man "Carolus Rex" außerhalb Schwedens in schwedisch singen muß und nicht die englische Version nimmt, wurde bei uns auf der Rückfahrt diskutiert.
Zu den gespielten Liedern gehörte auch "Steel Commanders" von einem Computerspiel und mit "Masters of the Word" vom allerersten Album auf war dann das Ende des Konzerts besiegelt. Dabei gingen sie ein letztes Mal über den Steg um sich von den Fans zu verabschieden. Fand ich etwas unspektakulär, weil es keine Ansage, letztes Lied oder richtige Zugabe gab. Aber das ist echt meckern auf hohem Niveau nach dem zweistündigen Geschichtsunterricht. Alles in allem ein sehr geiles Konzert, besonders, wenn man den Aufstieg der Band mitverfolgt hat. Schließlich wirken Joakim und Pär immer noch so sympathisch wie am Anfang.
Was allerdings etwas negativ auffällt, sind die Ticketpreise und Ticketkategorien. Es gibt Early-Entry und First Entry-Karten. Selbst für Sitzplätze gab es höherpreisige Kategorien mit Gelümsel und die haben dann 260,00+ gekostet. Da muß ich sagen, da wären wir raus gewesen. Bei aller Liebe zu den Schweden, die Schlacht hätten
Sabaton ohne uns schlagen müssen.