So, hier mein angedrohter Konzertbericht. Ich war gestern in der Turbinenhalle zu Oberhausen. Eine der geplanten Vorbands mußte kurzfristig absagen. Was schön gewesen wäre, wenn man alles dadurch früher druchgezogen hätte, es blieb der Eindruck, daß sich trotzdem nichts an der Anfangszeit der Unliving Pictour Show geändert hat. Auch, wenn es mich schonmal nervt, zwei Bands ertragen zu müssen, aber zumindest wird man dann in der Wartezeit musikalisch bespaßt. So stand man Däumchen drehend herum.
Gegen 19.30 Uhr, eine halbe Stunde später als angekündigt, starteten
All For Metal. Ja, die sehen wie Manowar-Klischees aus und erinnern an italienische Barbarenfilme der Achtziger, haben aber sehr viel Spaß gemacht. Was mit an den sympathischen Sängern liegen mag. Tetzel, Henning Baums Bruder nehme ich an, sieht aus, als könnte er für ein Manowar-Cover posieren. Später unterstreicht er in "Mountain of Power", daß er das ist, indem er den Gitarrissten mal eben so hochhebt oder seinen Mitsänger auf die Schultern nimmt. Der zweite Sänger ist für die hohe Singstimme verantwortlich und springt mehrmals in den Graben, um Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Daneben tanzen zwei Hupfdolen die Lyrics nach. Fantasy- und Metal-Klischees, mit einem Augenzwinkern präsentiert, schließlich dürfen Thor und Valhalla in den Texten nicht fehlen.
Klingt vielleicht negativer als es gemeint, ist, denn
All For Metal haben mit ihren Ansagen und ihrer eingängigen Musik Stimmung gemacht und der Hütte war an der Kochen. Oder kurz davor. Die machten auf jeden Fall soviel Spaß, daß ihre Debut-CD ist in unsere Sammlung gewandert. Ich vermute, die Bühnenkostüme der Sänger haben meiner Freundin beim Kauf einen Anreiz gegeben.
Danach wurde umgebaut und man mußte trotzdem bis 21.20 Uhr warten, bis Nosferuiz die Bühne betrat und die Unliving Pictour Show von
LORDI eröffnete.
Leider ist das Bühnenbild seit einigen Jahren ungünstig gewählt. Durch den Gang in der Mitte, durch den das Obermonster immer verschwindet und Spukeffekte auftauchen,
sieht man Mana nicht, wenn man rechts steht und Hella nicht, steht man links. Eine Gruselnummer fand tief im Gangs statt, denn konnte man nur erahnen, oder nur die sehen, die wirklich mittig standen. Das ist schon schade.
Daneben hat Lordi wiedermal an der Setlist geschraubt. Die ist immer anders, dieses Mal bestand sie, neben ein paar Hits, aus Lieder des aktuellen und des zweiten Albums. "The Monsterican Dream" wird zwanzig dieses Jahr, deswegen lag der Fokus aus Stücken daraus und auf Lieder von "Screem Writers Guild". Passend zum Filmthema durfte Mana bei seinem Schlagzeug-Solo "Star Wars" trommeln, bei Hiisi's Bass-Solo gab es eine "Jurassic Park" Reminiszenz und Kone erhob sich beim Gitarren-Solo zur Musik von "Zurück in die Zukunft".
Natürlich gab es die inzwischen üblichen "Ja? - Ja-Ja?"-Ansprachen von Lordi, generell hatte ich den Eindruck, daß die Ansagen nicht so lange und oft waren, wie auf der letzten Tour. Dadurch hatte die ganze Show eine bessere Dynamik. Die Banddynamik hat sich durch Hiisi und Kone ebenfalls verändert. Ich finde, die bringen eine ganz neue Energie rein, wechseln ständig von einer Seite zur anderen. Kone hüpft über die Bühne wie ein Flummi, post was das Zeug hält und es gibt mehr Interaktion mit den anderen Bandmonstern. Zu einer
LORDI-Show gehören halt immer ein paar Nummern, die einer Geisterbahn entsprungen sein könnten. Manchmal fragt man sich, warum man die zwischen den Nummern braucht. Wobei die Gimmicks zu den Liedern nett sind, neu war eine Schlange, die Lordi bei "Wake the Snake" auf dem Arm hatte.
So sehr ich Amen geliebt habe, das (nicht mehr so) neue Line-up muß sich nicht verstecken und macht unheimlich Laune. Wurde mir zumindest auf dieser Tour richtig vor Ohren und Augen geführt, obwohl ich es bereits zweimal live gesehen habe. Wobei sie einmal Support für Sabaton und ich weit weg war.
Nach anderthalb Stunden beendete dann "Hard Rock Hallelujah" den Monsterreigen. War wieder einmal eine tolle Show, sogar noch einen Ticken besser und lebendiger, als die "LORDIversity"-Tour, kann aber auch nur meine persönliche Empfindung sein.