Gestern gesehen in einem relativ vollen Kino. Was die Leute wohl erwartet haben?
Ich hatte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass Dwayne Johnson mal so spielt. Ich hab The Rock immer positiv gesehen – für mich war er einer der wenigen, die wirklich legitim in die Action-Schuhe eines Schwarzenegger schlüpfen konnten. Klar, ich hab ihn in Actionrollen gesehen, in Komödien, aber hier in The Smashing Machine zeigt er eine Seite von sich, die man ihm so nicht zugetraut hätte. Er ist Mark Kerr, der MMA-Pionier, der ungeschlagene Champion im Ring, aber komplett gebrochen außerhalb davon.
Der Film ist kein Hochglanz-Sportdrama, sondern ein schonungsloser Blick auf den Preis von Ruhm und Gewalt. Statt epischer Fights à la Rocky gibt’s blutige, rohe Kämpfe, die einen in den Sitz drücken. Doch die eigentliche Wucht des Films liegt in den stillen Momenten: Kerrs Abhängigkeit von Schmerzmitteln, seine dysfunktionale Beziehung, sein ständiger Kampf mit sich selbst. Genau da packt Johnson, weil er sich völlig runterfährt und eben nicht mehr “The Rock” ist, sondern ein kaputter Mann, der einfach nicht mehr weiß, wie er leben soll, wenn er nicht kämpft.
Und dann ist da Emily Blunt – die eigentliche Seele des Films. Als Dawn Staples ist sie weit mehr als nur „die Frau an der Seite“. Sie ist Spiegel, Halt, Gegnerin und Opfer zugleich. Blunt bringt eine enorme Verletzlichkeit in die Rolle, gepaart mit dieser stillen Stärke, die man von ihr kennt. Sie zeigt die Zerrissenheit einer Frau, die liebt, aber nicht mehr retten kann, die Hoffnung will, aber in der Realität versinkt. In manchen Szenen reicht ein Blick von ihr, um die ganze Tragödie zu erfassen – fast noch stärker als die Gewalt im Ring. Johnson spielt gebrochen, Blunt spielt menschlich – und das zusammen macht den Film so intensiv.
Optisch hält sich der Film auch nicht zurück. Die Kamera geht dicht ran, manchmal fast unangenehm nah, und zeigt jede Schramme, jede Spritze, jede Verzweiflung. Das ist kein „Feel Good“-Sportfilm, sondern ein Abstieg, der einen mit runterzieht. A24-typisch ist das Ganze in kühlen Farben gehalten, manchmal wirkt es fast dokumentarisch – was passt, da der Film auf einer echten Doku basiert.
Das Beeindruckendste für mich war, dass Johnson hier wirklich bereit ist, seine gewohnte Heldenpersona aufzugeben. Keine Sprüche, keine Superhelden-Posen. Nur ein Körper, der kaputtgeht, und ein Mensch, der längst gebrochen ist. Und an seiner Seite Emily Blunt, die das Ganze erdet. Ohne sie wäre The Smashing Machine nur ein düsteres Sportdrama. Mit ihr wird es zu einer Geschichte über Liebe, Co-Abhängigkeit, Schmerz und den Preis, den Menschen zahlen, wenn sie nicht loslassen können.
Unterm Strich: The Smashing Machine ist schwer, brutal und bedrückend, aber genau deshalb sehenswert. Ein Film, der länger im Kopf bleibt, weil er zeigt, wie dünn die Linie zwischen Ruhm und Selbstzerstörung sein kann. Johnson liefert hier die mutigste Performance seiner Karriere – und Blunt ist die stille, verletzliche, manchmal stärkere Kraft, die den Film erst komplett macht. Besonders stark: Am Ende tritt der echte Mark Kerr selbst auf. Ein Moment, der deutlich macht, dass wir ohne ihn und die anderen gezeigten Figuren die UFC in der Form, wie wir sie heute kennen, vermutlich gar nicht hätten. Mit Sicherheit nicht der Beste Beitrag in diesem Genre und ja, man könnte ihm Oscar Bait unterstellen, aber ich denke das er auch ohne Award Schatten durchaus einen Blick wert ist.