Endlich mal wieder ein origineller Blockbuster, der genau meinen Nerv trifft. Die klar von Blade Runner und Ghost in the Shell inspirierte Cyberpunk-Thematik bietet aufgrund des ländlichen Settings in asiatischen Gefilden genug eigene visuelle Identität, um frisch zu wirken. Allgemein ist die Optik ein Genuß und sollte der Goldstandard für künftige Hollywood-Produktionen sein: Auch mit 80 Millionen Dollar kann man eine glaubhafte Welt erschaffen, ohne das der Film gezwungen ist, direkt die Milliarden-Grenze zu knacken um rentabel zu sein. Alles fühlt sich greifbar an, die Schüsse haben Wucht, Charaktere wirken verletzlich, Explosionen fühlen sich echt an - alles Dinge, die in den CGI-Ausgeburten der letzten Jahre verloren gegangen sind.
Die Story hingegen gewinnt keinen Innovationspreis und dreht gerade zum Ende hin doch sehr an der Glaubwürdigkeitsschraube und wirft jegliche Logik über Bord - doch es gibt einen Grund, warum ich das hier tolerieren kann: Zu diesem Zeitpunkt war mir die Welt mit seinen Charakteren bereits zu wichtig, als das mir das den Film madig gemacht hätte. Zu kolossal sind die Bauten und unendlichen Weiten "Neuasiens", zu sehr hänge ich am Schicksal des toll gespielten KI-Mädchens, zu sehr bin ich Fan der gezeigten Ästhetik.
Weitere Kritikpunkte sind sicherlich die KI-unkritische Haltung des Films und auch wenn es auf dem Papier beeindruckend wirkt, dass der Film mit einer 5000$ Sonykamera gedreht wurde, merkt man die Limitationen in Sachen Schärfe und Bildrauschen doch deutlich. Immerhin werden die Amis hier mal als die Kriegstreiber, die sie nunmal sind, dargestellt. Manche Dinge ändern sich wohl auch im Jahr 2065 nicht...
Am Ende sind das zwei sehr kurzweilige Stunden voll mit einer packenden Welt, knackiger Action, Emotionen und Charakteren zum Mitfiebern. Und das konnte ich zu viele Jahre von zu vielen Blockbustern nicht behaupten. Erfrischend.