Saw ohne Tobin Bell, dem Vater, dem Hirn, dem Herz, dem Helden, dem Antihelden, dem Glückskeksphilosophen, ist undenkbar (geworden). Jetzt, in alter Form, mit Gebrechen, die spürbar sind, die Phantomschmerzen über die Leinwand hinaus verursachen, kehrt er zurück. Der Jubiläums-Saw müht sich, ihm ein bemühtes zwischen dem ersten (2004) und zweiten Teil (2005) angesiedeltes Zwischenkapitel zu überantworten. John Kramer (Bell), schwer durch Krebs gezeichnet, geht in einem Klischee-Mexiko (Geld, Gelb, Schnaps, Vermummte mit Waffen in Entführungsvans) seiner Arbeit nach, wird davor höchstselbst Opfer betrügerischer medizinischer Machenschaften um eine experimentelle Therapie, die sein Leben retten könnte. Das „Krebsdrama“, das sich zu Beginn ungewöhnlich minutiös erzählt abzeichnet, gefällt, ist perspektivisch spannend und schauspielerisch anspruchsvoll, weil Tobin Bell mehr kann, als Life-Coach-Weisheiten mit Gulasch zu vermengen.
Dennoch hat Kevin Greutert (glücklicherweise nicht mehr Darren Lynn Bousman!) erneute Probleme, das Franchise und mit ihm die im Grunde auserzählte Hauptfigur moralisch zu legitimieren: Das Böse (Synnøve Macody Lund) erscheint nun noch böser, Amanda (Shawnee Smith) mimt die treuherzige (und treudoofe) Assistentin, und als ob das nicht genug wäre, menschelt es im Hause Kramer bis zur im Sonnenaufgang verklebten Ersatzfamilie - er lernt einen mexikanischen Jungen (Jorge Briseño) kennen, dem er den Fahrradreifen repariert und der ungeplant Teil des „Spiels“ wird. Der charakterzentriertere Ansatz führt dazu, dass die Ideen für Fallen (insbesondere gegen Ende) fehlen. Strahlentherapiestrahler, Bloodboarding, Gas - irgendwie saft-, irgendwie kraftlos. Bezeichnend, dass der transgressivste (Gedärm-)Einfall in einem Franchise, das längst Transgression gegen Gemütlichkeit ersetzte, unabhängig der „Spiele“ ausgekostet wird. Der wenigstens richtig! {2,5/5}