Joker als auch Joker Folie à Deux sind zwei Filme die gegen den Strich produziert wurden. Auch Joker wurde sehr kontrovers besprochen, trotz des Erfolgs. Der Erfolg von Joker war ja darin begründet, dass er ganz unterschiedliche Menschen ansprechen konnte. Zum einen das gängige Publikum von Comic Verfilmungen (Comic im Sinne von Superhelden), die tatsächlich eher abgestoßen waren, weil sie nicht bekammen, was sie erwarteten. Dann der generische Mainstream-Kinogänger, der vielfach von den viralen Marketing angesprochen wurde, die Filmliebhaber gingen sowieso, aber auch an den politischen Rändern genoss der Film aus unterschiedlichen Gründen einen guten Leumund und letztendlich die Herrschaften die ihre nach dem Feuilleton richten und mit Vorliebe Arthouse Filme schauen, wo Joker zumindest mit dem Prädikat interessant bedacht wurde. Sprich Joker konnte ein sehr diverses Publikum mobilisieren, wovon sich aber bereits hier ein nicht unbedeutender Teil vor den Kopf gestoßen fühlte. Nicht mein Joker usw. Bla, Bla, Bla. Der Film hatte ein gewisses Momentum, dass sich nicht so nicht reproduzieren lässt. Und Joker war eben auch trotz seines gegen den Mainstream gewandten Stils und Inhalts, ein unterhaltsamer Film, einer gängigen Dramaturgie folgend, mit tollen Bildern, guten Pacing und einen hervorragend spielenden Hauptdarsteller. Joker, sowohl Film als auch der Charakter, wurden aber missverstanden. Denn eigentlich ging es um einen kranken Menschen und wie die Gesellschaft mit ihm umgeht. Kein Eat-the-Rich Revoluzer, keine Anti Establishment Ikone, kein Schlaglicht auf die Kraft der Selbstjustiz, kein Schurke und schon gar kein Superschurke. Einfach nur eine arme Wurst. Und natürlich regt sich das Bedürfnis beim Publikum, dass er letztendlich doch die Wurst über sich hinausgeht und mit seinen Peinigern abrechnet.
Und genau darum ging es Todd Philipps, er wollte all diesen Interpretationen den Boden unter den Füßen wegziehen. Entsprechend ist das Sequel so geworden wie es ist, so unangenehm und unattraktiv wie möglich, unmissverständlich ausformuliert. Das ist entsprechend anstrengend und man kann es wohl zurecht als langweilig und öde wahrnehmen. Es ist aber auch subversiv, und entsprechend spannend und anregend finden. Letztlich macht es Folie à deux zu Film als Kunst gedacht. Kunst im engeren Sinne. Provokant und nur sich selbstverpflichtet. Und gibt ihn eine Sonderstellung, sowas hat im letztlich kapitalistischen Major Studio System Seltenheitswert. Auch meine Erwartungen (Musical meets Psychoanalyse) wurden zerschmettert, aber ich schätze und respektiere den Ansatz als auch das Ergebnis.