Die Veröffentlichung von "Das Rasthaus der grausamen Puppen" durch Subkultur Entertainment stellt alleine wegen der zusätzlichen Laufzeit und des qualitativen Quantensprungs schon eine Offenbarung dar, alleine die ersten Szenen lassen Fingerabdrücke und Beulen am Auto, oder Dreck auf der Straße erkennen; das sagt ja wohl alles über die neue qualitative Detail-Ebene. Der Film offenbart sein wahres Gesicht, was vorher im Einheitsmatsch zwar nicht verborgen blieb, aber quasi eine Sache der Fantasie war, die zusätzlichen Szenen lassen ein noch größeres Erlebnis aus dieser Veranstaltung werden. Auch im Bonusmaterial lässt sich eine hochinteressante Position finden, nämlich das Interview "Zwei Leben für die Lisa Film" mit Nebendarstellerin Angelica Spiehs und Produktionsleiter Erich Tomek. Als Filmbegeisterter kommt hier in den Genuss zahlreicher Anekdoten aus erster Hand, und es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich gehört habe, dass die Schauspielerin Karin Field überhaupt explizit erwähnt wird, auch wenn es sich hier nur um Bruchstücke der Erinnerung handelt.
Zu Field gibt Spiehs unterm Strich nur folgende Information zu Protokoll: »Ich hab nie mehr was von ihr gehört, damals hieß es [...] ich weiß den Namen nicht mehr, ein Mitarbeiter von der Constantin war mit ihr liiert [...] oder waren die auch verheiratet? Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall, der war öfters da, sowieso, aber ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist, und den Kontakt dann verloren. Ich weiß nicht, wo sie geblieben ist.« Was sich zunächst nach wenig anhört, ist immerhin mehr, als man sonst geboten bekommt. Karin Field scheint auch unter Kollegen wie ein Phantom zu sein, von dem niemand weiß, was aus ihm geworden ist. Ich fand diese Information dennoch hochinteressant, vor allem hat mit sehr gut gefallen, dass die Interviewpartner zu allen signifikanten Interpretinnen und Interpreten etwas zu sagen hatten. Auch dass die Karriere von (seinerzeit) Angelica Ott chronologisch abgearbeitet wurde, was sehr spannend und informativ. Wegen der verlängerten Laufzeit hatte ich ja noch auf einige zusätzliche Szenen einiger Beteiligter gehofft, und erwartungsgemäß gab es das meiste zusätzliche Material mit Ellen Schwiers, an die man die Schere damals am deutlichsten angelegt hatte.
Aber es gab auch etliche Zusatzszenen mit Essy Persson und Karin Field, sodass zumindest bei mir keinerlei Wünsche offen geblieben sind. Lediglich eine erhoffte Ermordungsszene mit Margot Trooger, die ich anhand der damaligen Kürzungstaktik für wahrscheinlich gehalten hätte, hat es dann doch nicht gegeben. Ein detaillierter Schnittbericht und eine Übersicht über die Kürzungen ist übrigens im interessanten Booklet enthalten. Die Langfassung wirkt runder und stichhaltiger, was insbesondere für den kurzen Anfangsteil im Knast gilt. In Ellen Schwiers Augen lässt sich plötzlich der bislang nur erahnte Sadismus und die Perversion erkennen, auch die Avancen Betty gegenüber führen zu einem Gesamtbild, das der Seele der Geschichte eher entspricht. Dass diese Szenen entfernt werden mussten, ist nach heutigen Maßstäben kaum mehr zu verstehen, aber so war es eben. Weitere Dialogszenen sind für das Verständnis und den Fluss hilfreich, die sich übrigens genau ausmachen lassen, wenn man den Film schon häufiger gesehen hat. Ich kann nur zum 1000. Mal betonen, dass aus diesem Fest eine ultimative Festivität geworden ist, auf die ich mich aus gutem Grund so sehr gefreut habe. Für mich die Veröffentlichung des Jahres!