Jordy Verrill
Living in other people's heads
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Bisher gab es ja nur Threads in den Streaming-Foren, da ja erst recht kurzfristig klar wurde, dass der außerhalb der USA doch noch in die Kinos kommt. Daher hier auch ein entsprechender Thread.
Hab ihn gestern im Kino gesehen und war leider sehr ernüchtert hinterher.
Dass der Film die Handlung extrem straffen würde, um sie in knapp über 100 Minuten zu kriegen, war zu erwarten. Dass er das Buch etwa ab der Hälfte nahezu komplett über den Haufen wirft, eher weniger. Und was als eigenständiger Film halbwegs funktionieren könnte, wird durch ein löcheriges Skript zunichte gemacht, das Figuren und Handlungsstränge etabliert, um sie teilweise nach einer einzigen Szene direkt wieder fallen zu lassen, das im Mittelteil teilweise stakkatoartig von Szene zu Szene springt, um irgendwie einen Plot zu etablieren und die notwendigsten Grundinformationen rüberzubringen, und das Charaktere Erkenntnisse haben und Dinge glauben lässt, die sie eigentlich gar nicht wissen können. Wenn der Showdown dann noch nichtmal im Marstenhaus spielt und den deutschen Titelzusatz zum Etikettenschwindel verkommen lässt, ist definitiv was faul im Staate Maine.
Hier mal ein paar Spoiler, was an dem Film so alles nicht stimmt:
Dass King im Vorfeld verlauten ließ, er verstehe nicht, warum Warner den Film zurückhalte, weil er wirklich gut sei, dürfte mal wieder am Gagencheck gelegen haben. King wird im Vorspann nämlich als Executive Producer genannt.
Hab ihn gestern im Kino gesehen und war leider sehr ernüchtert hinterher.
Dass der Film die Handlung extrem straffen würde, um sie in knapp über 100 Minuten zu kriegen, war zu erwarten. Dass er das Buch etwa ab der Hälfte nahezu komplett über den Haufen wirft, eher weniger. Und was als eigenständiger Film halbwegs funktionieren könnte, wird durch ein löcheriges Skript zunichte gemacht, das Figuren und Handlungsstränge etabliert, um sie teilweise nach einer einzigen Szene direkt wieder fallen zu lassen, das im Mittelteil teilweise stakkatoartig von Szene zu Szene springt, um irgendwie einen Plot zu etablieren und die notwendigsten Grundinformationen rüberzubringen, und das Charaktere Erkenntnisse haben und Dinge glauben lässt, die sie eigentlich gar nicht wissen können. Wenn der Showdown dann noch nichtmal im Marstenhaus spielt und den deutschen Titelzusatz zum Etikettenschwindel verkommen lässt, ist definitiv was faul im Staate Maine.
Hier mal ein paar Spoiler, was an dem Film so alles nicht stimmt:
Der Beginn hält sich noch halbwegs an Buch. Alles ist radikal verkürzt, und die Geschichte beginnt direkt mit der Beauftragung durch Straker, am Hafen eine Kiste abzuholen und diese in den Keller des Marstenhauses zu bringen. Aber immerhin erkennt man viele Szenen und Charaktere aus dem Buch wieder. Allerdings wird schon hier einiges extrem gerafft und verändert. So wird Dr. Norton einfach für bereits verstorben erklärt, Susan arbeitet plötzlich für Larry Crockett, und Matt Burke und Ben Mears haben sich nie zuvor gesehen. Weasel Miller darf einmal kurz unscharf durch den Bildhintergrund laufen und einen einzigen Satz abgeben. Cullie und Bonnie Sawyer kommen gar nicht vor. Aber das ist alles noch zu verschmerzen. Doch spätestens, nachdem im ersten Drittel die wichtigsten Hauptfiguren eingeführt sind, bricht das Story-Chaos aus. Der ganze Handlungsbogen mit den Glick-Jungs, Mike Ryerson und dessen Angriff auf Matt Burke wird in einem Szenen-Stakkato abgearbeitet, dass jegliche Atmosphäre komplett flöten geht. Alles wirkt gehetzt und unausgegoren, als würde man nur versuchen, in so kurzer Zeit wie möglich zum Showdown zu kommen. Irgendwann sind fast alle bewohner der Stadt von jetzt auf sofort Vampire. Ab Mikes Angriff auf Matt entfernt sich der Film immer weiter vom Buch und hat im letzten Drittel absolut Null mehr damit zu tun.
Gleichzeitig führt der Film in mehreren Szenen Figuren ein und deutet Handlungsstränge und Konflikte an, die nie wieder auch nur mit einer Silbe erwähnt werden. Larry Crocket darf nur in einer Szene Susans sexistisch-schmierigen Chef geben, danach verschwindet er aus dem Film. Floyd Tibbits darf in einer einzigen Szene Ben Mears anrempeln und ihn eifersüchtig anranzen, er solle nach New York zurückkehren, danach wird auch er nie wieder gesehen. Mark wird zu Beginn als neuer Schüler etabliert, der ohne jeden Grund von Richie Boddin eins auf die Fresse kriegt. Nachdem Mark sich im Kampf behaupten kann, droht Richie ihm mit Konsequenzen ... und taucht nie wieder auf. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier ein ursprünglich viel längerer Film mit dem Rasenmäher auf unter zwei Stunden zusammengekürzt wurde. Angeblich soll auch genau das der Fall sein. Die erste Schnittfassung lief wohl ca. drei Stunden. Allerdings glaube ich nicht, dass das den Film noch hätte retten können.
Als Dr. Cody (als Ersatz für Dr. Norton) in der Leichenhalle von Marjorie Glick gebissen wird, stellt sich heraus, dass man einen Vampirbiss ganz einfach mit einem rechtzeitig verabreichten Tollwut-Medikament heilen kann. Tja, wieso, weshalb, warum? Egal. Davon wird eh nie wieder Gebrauch gemacht.
Nachdem Danny Glick Mark einen nächtlichen Vampirbesuch abstattet, heckt der unter der Bettdecke einen Plan aus, wie man Vampire bekämpfen kann, und kommt dabei zu dem Schluss, dass er zuallererst Barlow töten muss. Dabei kann er absolut nicht wissen, dass Barlow überhaupt hinter der ganzen Sache steckt. Ebenso ist nicht Ben hier derjenige, der zuerst erkennt, dass man es mit Vampiren zu tun hat, sondern Matt Burke, dem Ben und Susan aber sofort glauben, nachdem er ihnen Mikes Leiche in seinem Gästezimmer gezeigt hat.
Wie oben erwähnt, findet der Showdown nicht im Marstenhaus statt. Dieses wird nur zu Beginn des letzten Drittels aufgesucht, Mark bringt einfach mal so Straker um die Ecke, und im Keller darf Matt unschädlich gemacht werden, der inzwischen selbst zum Vampir mutiert ist. Danach spielt das Haus für den Rest des Films ebenfalls keine Rolle mehr. Stattdessen verlegt man die Abrechnung mit Barlow und den anderen Vampiren in ein Autokino, in dem die Kofferräume der Autos als Sargersatz dienen. Tja, und am Ende erklärt Ben lapidar alle Vampire für beseitigt (was er ebenfalls mal wieder gar nicht sicher wissen kann), weswegen es nicht mehr nötig ist, die Stadt niederzubrennen (Salem muss also gar nicht brennen = deutscher Titel für'n Popo) und Ben und Mark einfach locker-fröhlich in den Sonnenuntergang fahren können.
Gleichzeitig führt der Film in mehreren Szenen Figuren ein und deutet Handlungsstränge und Konflikte an, die nie wieder auch nur mit einer Silbe erwähnt werden. Larry Crocket darf nur in einer Szene Susans sexistisch-schmierigen Chef geben, danach verschwindet er aus dem Film. Floyd Tibbits darf in einer einzigen Szene Ben Mears anrempeln und ihn eifersüchtig anranzen, er solle nach New York zurückkehren, danach wird auch er nie wieder gesehen. Mark wird zu Beginn als neuer Schüler etabliert, der ohne jeden Grund von Richie Boddin eins auf die Fresse kriegt. Nachdem Mark sich im Kampf behaupten kann, droht Richie ihm mit Konsequenzen ... und taucht nie wieder auf. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier ein ursprünglich viel längerer Film mit dem Rasenmäher auf unter zwei Stunden zusammengekürzt wurde. Angeblich soll auch genau das der Fall sein. Die erste Schnittfassung lief wohl ca. drei Stunden. Allerdings glaube ich nicht, dass das den Film noch hätte retten können.
Als Dr. Cody (als Ersatz für Dr. Norton) in der Leichenhalle von Marjorie Glick gebissen wird, stellt sich heraus, dass man einen Vampirbiss ganz einfach mit einem rechtzeitig verabreichten Tollwut-Medikament heilen kann. Tja, wieso, weshalb, warum? Egal. Davon wird eh nie wieder Gebrauch gemacht.
Nachdem Danny Glick Mark einen nächtlichen Vampirbesuch abstattet, heckt der unter der Bettdecke einen Plan aus, wie man Vampire bekämpfen kann, und kommt dabei zu dem Schluss, dass er zuallererst Barlow töten muss. Dabei kann er absolut nicht wissen, dass Barlow überhaupt hinter der ganzen Sache steckt. Ebenso ist nicht Ben hier derjenige, der zuerst erkennt, dass man es mit Vampiren zu tun hat, sondern Matt Burke, dem Ben und Susan aber sofort glauben, nachdem er ihnen Mikes Leiche in seinem Gästezimmer gezeigt hat.
Wie oben erwähnt, findet der Showdown nicht im Marstenhaus statt. Dieses wird nur zu Beginn des letzten Drittels aufgesucht, Mark bringt einfach mal so Straker um die Ecke, und im Keller darf Matt unschädlich gemacht werden, der inzwischen selbst zum Vampir mutiert ist. Danach spielt das Haus für den Rest des Films ebenfalls keine Rolle mehr. Stattdessen verlegt man die Abrechnung mit Barlow und den anderen Vampiren in ein Autokino, in dem die Kofferräume der Autos als Sargersatz dienen. Tja, und am Ende erklärt Ben lapidar alle Vampire für beseitigt (was er ebenfalls mal wieder gar nicht sicher wissen kann), weswegen es nicht mehr nötig ist, die Stadt niederzubrennen (Salem muss also gar nicht brennen = deutscher Titel für'n Popo) und Ben und Mark einfach locker-fröhlich in den Sonnenuntergang fahren können.
Dass King im Vorfeld verlauten ließ, er verstehe nicht, warum Warner den Film zurückhalte, weil er wirklich gut sei, dürfte mal wieder am Gagencheck gelegen haben. King wird im Vorspann nämlich als Executive Producer genannt.
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