Kino Nosferatu - Der Untote Robert Eggers 2024

  • Ersteller Ersteller yastreb
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Ist leider so, dass es heute kaum noch einer Qualifikation zum Synchronbuchautoren bedarf. Und offenbar findet auch kein Austausch mehr mit den Autoren und Filmemachern statt. Nicht zuletzt bestimmt dem enormen Zeitdruck geschuldet, weil heutzutage ein synchronisierter Film ja meist gleichzeitig mit dem Original starten muss. Da bleibt Qualität und Sorgfalt auf der Strecke, speziell wenn dann auch noch der Sparstrumpf regiert.
 
Aktueller Post aus dem Forum Filmvorfuehrer.de:

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An der Kinokasse scheint es für NOSFERATU weiter gut zu laufen.
 
Oha, eingekesselt von familientauglichem Disney-Kino recht weit vorne, sehr schön. Mal schauen wie lange sich der Film behaupten kann. Die O--Ton Vorstellung im IMAX am Freitag war nicht schlecht besucht.
 
Konnte Nosferatu am Sonntag endlich sehen, war wie erwartet großartig. Das Design des Grafen hätte für meinen Geschmack etwas dezenter ausfallen dürfen, aber ok. Die Jungs in der Reihe hinter mir fanden den Film übrigens doof, weil sie sich nicht oft genug erschreckt hatten. :aah:

Nosferatu liegt für mich ein Stückchen hinter den herausragenden The VVitch und The Lighthouse und mit etwas mehr Abstand vor The Northman.
 
Die Synchro ist gut, bis auf den Fauxpas, dass sich alle mit Sir anreden. Komplett daneben. Dass sowas niemandem auffällt.
Leonhard Mahlich hat anscheinend nicht verstanden, dass der Film in Deutschland spielt.
Oder man wollte damit einen gewissen Bezug zu Bram Stokers Harker und Dracula herstellen, passt aber trotzdem nicht.
Doch, hat er mit Sicherheit, denn der Mann ist nicht blöd.
 
Nach der Zweitsichtung im O-Ton muss ich sagen, dass mir die deutsche Version, trotz der paar Fehler, dezent besser gefällt.

Vor allem der Graf.
 
Es freut mich, dass der Film in den Kinos wohl gut läuft. Auch die Vorstellung, in der ich war (größter Saal im Astor in Hannover), war gut besucht. Es ist sehr erfreulich, dass ein Genre-Film so attraktiv und erfolgreich ist.
Optisch ist der Film klasse! Sehr schöne und stimmungsvolle Bilder, alles sehr gothic. In der Hinsicht hat der Film meine Erwartungen voll und ganz erfüllt.
Aber es gibt einige Punkte, in denen der Film mich enttäuschte:
- ich fand ihn leider - bis auf wenige Szenen - überhaupt nicht spannend oder fesselnd.
- das Design des Grafen gefiel mir überhaupt nicht.
- für diese mentale Verbindung Ellens mit dem Grafen fehlte mir eine Erklärung.
- das plötzliche und wenig spektakuläre Finale des Films.
Ja, das Design des Grafen geht angeblich auf überlieferte Fakten zurück, deren zufolge sich die damaligen Adeligen in der Region des Grafen sich so kleideten und schmückten, aber gefallen muss es mir deshalb nicht. Und dass von diesem Grafen auch nur ein Hauch von sexueller Anziehungskraft oder irgendein Charisma ausgestrahlt wird, das möchte ich stark bezweifeln.
Und woher kommt diese mentale Verbindung Ellens mit dem Grafen, Jahre bevor der Graf ihr Bild in dem Amulett von ihrem Ehemann zu sehen bekommt? Hierfür wird überhaupt keine Erklärung angeboten. Ich fand das etwas seltsam.
Ellens Bild in dem Amulett wird uns nie gezeigt. Unklar blieb für mich, ob sich der Graf aufgrund des Bildes - und der vorherigen, jahrelangen geistigen Verbindung mit ihr - in Ellen verliebt oder ob er einfach nur an ihr Rache üben will, in dem er ihrem Mann nach dem Leben trachtet.
Was war da mit der Szene, in der Dorfbewohner dem Vampir ein Opfer bringen? Man sieht, wie sie da entlangprozessieren, und was dann? Wie geht es weiter? Oder war ich da vielleicht gerade eingenickt? Als nächstes sieht man, wie Dorfbewohner (die selben aus der Prozession?) an einem offenem Grab stehen und ein Vampir gepfählt wird.
Und das Ende des Films kam ziemlich plötzlich und unspektakulär. Ich hatte den Eindruck, dass ich nicht der Einzige im Publikum war, der von dem plötzlichen Ende überrascht war.
Ich hoffe, dass die fürs Heimkino angekündigte Extended Edition den Film etwas runder macht. Alles in allem fand ich ihn zwar in mancher Hinsicht sehr gut (der Gothic-Look, die stimmungsvollen Bilder, die historisch akkuraten Kostüme und überhaupt das Produktionsdesign) und auch sehenswert, aber leider nicht ganz zufriedenstellend.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und woher kommt diese mentale Verbindung Ellens mit dem Grafen, Jahre bevor der Graf ihr Bild in dem Amulett von ihrem Ehemann zu sehen bekommt? Hierfür wird überhaupt keine Erklärung angeboten. Ich fand das etwas seltsam.

Ellen litt vor ihrer Ehe an Einsamkeit und Untervögelung und hat nicht nur eine geistige Verbindung zu Nosferatu aufgebaut, sondern ihn aus jahrhundertelangem Schlaf erweckt.
Du hast aber Recht, die Anrufung findet zwar gleich zu Anfang des Films statt, bleibt aber sehr vage und allgemein: "Komm zu mir. Ein Schutzengel, ein Geist des Trostes. Ein Geist irgendeiner himmlischen Sphäre, irgendetwas, höre meinen Ruf!"
So allgemein und vage, dass diese erste Szene wie eine Alptraumsequenz wirkt, die mehr eine Stimmung etablieren soll und nicht einen wichtigen Punkt in der Handlung.
Sollen diese Allerweltsworte wirklich Nosferatu erweckt haben? Da muss es doch irgendein tiefergehendes Ritual gegeben haben und einen Kontakt, der nicht rein zufällig zustande gekommen ist. Man murmelt doch nicht etwas vor sich hin und hat dann gleich den Belzebub am Hacken.
Hat sich Ellen mit okkulten Praktiken beschäftigt, die zu der Zeit populär waren? Ein paar kurze Szenen, die diese Thematik ein wenig beleuchten, wären schön gewesen, vor allem, weil die Verbindung von Ellen und Nosferatu der Dreh- und Angelpunkt des Films ist.
 
Die Lübecker Salzspeicher aus dem Originalfilm haben auch einen Auftritt, leider nur kurz und als digitales Matte Painting.
Eine Szene, wo die Charaktere im Film die Gebäude passieren, mit einem kurzen Anspielen der Erdmann-Musikthemen, wäre geil gewesen.
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Und woher kommt diese mentale Verbindung Ellens mit dem Grafen, Jahre bevor der Graf ihr Bild in dem Amulett von ihrem Ehemann zu sehen bekommt? Hierfür wird überhaupt keine Erklärung angeboten. Ich fand das etwas seltsam.

Ellen litt vor ihrer Ehe an Einsamkeit und Untervögelung und hat nicht nur eine geistige Verbindung zu Nosferatu aufgebaut, sondern ihn aus jahrhundertelangem Schlaf erweckt.
Du hast aber Recht, die Anrufung findet zwar gleich zu Anfang des Films statt, bleibt aber sehr vage und allgemein: "Komm zu mir. Ein Schutzengel, ein Geist des Trostes. Ein Geist irgendeiner himmlischen Sphäre, irgendetwas, höre meinen Ruf!"
So allgemein und vage, dass diese erste Szene wie eine Alptraumsequenz wirkt, die mehr eine Stimmung etablieren soll und nicht einen wichtigen Punkt in der Handlung.
Sollen diese Allerweltsworte wirklich Nosferatu erweckt haben? Da muss es doch irgendein tiefergehendes Ritual gegeben haben und einen Kontakt, der nicht rein zufällig zustande gekommen ist. Man murmelt doch nicht etwas vor sich hin und hat dann gleich den Belzebub am Hacken.
Hat sich Ellen mit okkulten Praktiken beschäftigt, die zu der Zeit populär waren? Ein paar kurze Szenen, die diese Thematik ein wenig beleuchten, wären schön gewesen, vor allem, weil die Verbindung von Ellen und Nosferatu der Dreh- und Angelpunkt des Films ist.

Außerdem würde im Film auch (wenn ich mich richtig erinnere) kurz angedeutet, dass Ellen entweder selbst "übernatürliche" Kräfte hat bzw. ein höheres Wesen ist, welches durch dann wohl durch das sexuelle Verlangen aus der Teenager Zeit Nosferatu zum Leben erweckt hat. Es muss also nicht unbedingt bewusst durch okkulte Riten passiert sein.
 
Es muss also nicht unbedingt bewusst durch okkulte Riten passiert sein.
Stimmt. Es ist eben alles sehr vage.
Von Franz sagt auch über Ellen, sie hätte in früheren Zeiten so etwas wie eine ägyptische Priesterin sein können. Er nennt einen konkreten Namen, der mir aber entfallen ist.

Ich finde die Charakterisierung von Ellen sowie ihren Hintergrund nicht befriedigend dargestellt. Ist sie eher Opfer oder treibende Kraft?
 
Zur Frage mit den Dorfbewohnern: Soweit ich mich erinnere, glauben die Bewohner mit Hilfe des Pferds und der Jungfrau das Grab eines Vampirs finden zu können, den sie vernichten wollen. Als das Pferd auf dem Friedhof vor einem der Kreuze anhält, sind alle der Überzeugung, den Blutsauger entdeckt zu haben. Also öffnen sie den Sarg und pfählen den Verstorbenen. So wie die Pfählung dargestellt wird, handelt es sich wohl wirklich um einen Vampir

Mir ging es genau wie Robert Eggers. Ich sah Murnaus Nosferatu als Kind und war total begeistert. Daran hat sich bis heute auch nichts geändert. In allen meinen Top-10-Film-Listen war der Horror-Klassiker immer mit dabei. Was ihn u.a. auszeichnet ist, dass er einfach die perfekte Länge für den Stoff hat, den er erzählen will. Da ist keine Einstellung und kein Zwischentitel zu viel oder zu wenig. Für Neuverfilmungen stellt das natürlich eine Herausforderung dar, denn wenn man versucht, Murnaus Werk zu kürzen, läuft man Gefahr, dass es unvollständig oder gehetzt wirkt, und wenn man Elemente hinzufügt, können sich schnell Längen einschleichen.

Sowohl Werner Herzog als auch Robert Eggers entschieden sich bei ihren Nosferatu-Versionen dafür, Elemente hinzuzufügen, was auch sehr gut funktioniert, weil sie den Stummfilm nicht einfach kopieren, sondern in ihre eigenen typischen Filmwelten übersetzen. Herzog betont stark die Melancholie, die dem Stoff innewohnt, und liefert entsprechend ein deutlich pessimistischeres Ende als das Original. Eggers fährt im Vergleich zu Herzog den Horror-Faktor nach oben und kombiniert, wie man es von ihm kennt, den Grusel mit einer detailreichen und möglichst authentischen Darstellung der historischen Zeitepoche.

Für mich stellt Murnaus Original weiterhin die beste Version des Stoffes dar, aber auch die beiden Neuverfilmungen sind sehr gelungen und liefern interessante inhaltliche Ergänzungen. Ob Herzogs Version besser ist als die von Eggers, oder umgekehrt, kann ich noch nicht sagen. Dafür muss ich Eggers Film öfter sehen und dessen Langzeitwirkung testen. Bei der Zweitsichtung konnte der Eggers-Nosferatu jedenfalls bei mir qualitativ noch mal zulegen, das ist schon mal ein gutes Zeichen.
 
Ich habe mir vor kurzem noch mal die Werner Herzog Version angesehen und fand sie nur noch langweilig, sie wirkte fast wie ein Fernsehspiel, kann dem Film überhaupt nichts mehr abgewinnen. Da gefällt mir die neue Version von Eggers viel besser.
 
Ich habe mir vor kurzem noch mal die Werner Herzog Version angesehen und fand sie nur noch langweilig, sie wirkte fast wie ein Fernsehspiel, kann dem Film überhaupt nichts mehr abgewinnen. Da gefällt mir die neue Version von Eggers viel besser.
Ging mir in den ersten 20 Minuten ähnlich. Das wirkt alles sehr "Theater", aber als ich mich damit abgefunden und drauf eingelassen habe, hat der Film einen Wahnsinnszauber auf mich ausgewirkt.
 
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