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Spoiler unumgänglich, nicht lesen wenn man den Film unvoreingenommen sehen möchte.
Gestern Abend war es auch bei mir so und ich kam ziemlich entzückt aus dem Kino. Ich bin eher jemand der zwar mit den zahlreichen eskapistischen Godzilla Filmen seinen Spaß haben konnte, aber wirklich fasziniert hat mich immer nur das Original in all seiner Ernsthaftigkeit, dass änderte sich erst mit Shin Godzilla, der das Original für mich vom Thron stoßen konnte. Minus One nähert sich dem 54er noch viel mehr als es Shin Godzilla tat, warum ich trotzdem nicht voller Euphorie strotze gibt es später mehr.
Erstmal will ich mich dem Positiven widmen, welches auch überwiegt. Ich liebe das Design von Godzilla, sein erster Auftritt war richtig schön rau und kam in der Form auch überraschend, als er dann mit freundlicher Unterstützung des US Militärs zum König der Monster erhoben wird, gleicht er der Naturgewalt die er sein sollte. Die Vernichtung Ginzas war sehr bedrückend, viele haben schon die wirklich tolle Effekt Arbeit hervorgehoben, deswegen möchte ich nochmal auf den brachialen Sound hinweisen. Toll! Die Geschichte und ihre Figuren sind arg simpel, funktionieren aber ziemlich gut und sorgen für den emotionalen Anker, den der Groß der amerikanischen Monsterverse Filme vermissen lies. Die vielen Referenzen auf das Original sind ganz fantastisch. Kurzum ich hatte wirklich viel Spaß im Kino und war auch hier und da durchaus berührt.
Allerdings empfinde ich Shin Godzilla als den stärkeren und relevanteren Film, der den Godzilla Stoff genommen hat und mit tagesaktuellen Themen verwebt hat, sowie sehr kritisch mit der japanischen Bürokratie, Korruption und den nationalistischen Erbe umgegangen ist. Denn, wie bereits @Il Monco erwähnte, die Japaner sind nicht gerade Weltmeister in der Aufarbeitung, eigentlich findet sie defakto überhaupt nicht statt und auch weitestgehend nicht in der Kunst. (Bis in die 90er hatte man nicht mal ein Wort für Vergangenheitsbewältigung) Auch progressive japanische Autoren und Filmemacher setzen sich kaum bis gar nicht mit den mannigfaltigen Verbrechen auseinander. Selbst wirklich großartige Anti-Kriegsfilme wie "Die letzten Glühwürmchen" oder "Barfuß durch Hiroshima" blenden die Umstände wie der Schrecken des Krieges vor die japanischen Haustüren kam schlicht aus. Und so auch hier, die imperialistisch-japanische Regierung wird zwar im Film vom Professor vorgeworfen, dass sie das Leben der Soldaten zu wenig wert geschätzt wurde, es gab keine Schleudersitze, schlechtes Essen und gammelige Panzer. In keinen Moment wird in Frage gestellt, dass es eine gute Idee gewesen wäre, gar nicht erst die Welt mit Krieg zu überziehen. Die rituelle Selbstopferung, Obrigkeitshörigkeit und Ehre sind tief in der japanischen Gesellschaft verwurzelt, entsprechend giftig hat man auf Rückkehrer aus Reihen der Shimpu Tokkoutai reagiert, die Darstellung ist also durchaus authentisch und obwohl den Protagonisten Absolution zu Teil wird und er "Leben" soll, fliegt trotzdem dieser schmierige Pathos mit. Sicherlich kann man das Ausblenden, aber da es nun mal vom Film thematisiert wird, muss ich da mich schon kritisch auseinandersetzen. Übrigens war die Szene in der der Mechaniker Shikishima den Schleudersitzt zeigt und der Dialog ausgeblendet wurde um ihn dann in einer Rückblende nochmal aus zu walzen, war so offensichtlich und so sehr Anime-like das ich kurz aufstöhnen müsste. Takashi Yamazaki ist natürlich mit dem Anime verbandelt, aber das ist Hideaki Anno in einen viel stärkeren Ausmaß und sein Film strotzte nicht so vor dessen Theatralik und anstrengenden Dialogen.
Das klang jetzt alles viel negativer, als ich den Film empfunden habe. Wie gesagt ich hatte eine Menge Freude an Godzilla Minus One, es ist ein sehr guter Film! :)
Gestern Abend war es auch bei mir so und ich kam ziemlich entzückt aus dem Kino. Ich bin eher jemand der zwar mit den zahlreichen eskapistischen Godzilla Filmen seinen Spaß haben konnte, aber wirklich fasziniert hat mich immer nur das Original in all seiner Ernsthaftigkeit, dass änderte sich erst mit Shin Godzilla, der das Original für mich vom Thron stoßen konnte. Minus One nähert sich dem 54er noch viel mehr als es Shin Godzilla tat, warum ich trotzdem nicht voller Euphorie strotze gibt es später mehr.
Erstmal will ich mich dem Positiven widmen, welches auch überwiegt. Ich liebe das Design von Godzilla, sein erster Auftritt war richtig schön rau und kam in der Form auch überraschend, als er dann mit freundlicher Unterstützung des US Militärs zum König der Monster erhoben wird, gleicht er der Naturgewalt die er sein sollte. Die Vernichtung Ginzas war sehr bedrückend, viele haben schon die wirklich tolle Effekt Arbeit hervorgehoben, deswegen möchte ich nochmal auf den brachialen Sound hinweisen. Toll! Die Geschichte und ihre Figuren sind arg simpel, funktionieren aber ziemlich gut und sorgen für den emotionalen Anker, den der Groß der amerikanischen Monsterverse Filme vermissen lies. Die vielen Referenzen auf das Original sind ganz fantastisch. Kurzum ich hatte wirklich viel Spaß im Kino und war auch hier und da durchaus berührt.
Allerdings empfinde ich Shin Godzilla als den stärkeren und relevanteren Film, der den Godzilla Stoff genommen hat und mit tagesaktuellen Themen verwebt hat, sowie sehr kritisch mit der japanischen Bürokratie, Korruption und den nationalistischen Erbe umgegangen ist. Denn, wie bereits @Il Monco erwähnte, die Japaner sind nicht gerade Weltmeister in der Aufarbeitung, eigentlich findet sie defakto überhaupt nicht statt und auch weitestgehend nicht in der Kunst. (Bis in die 90er hatte man nicht mal ein Wort für Vergangenheitsbewältigung) Auch progressive japanische Autoren und Filmemacher setzen sich kaum bis gar nicht mit den mannigfaltigen Verbrechen auseinander. Selbst wirklich großartige Anti-Kriegsfilme wie "Die letzten Glühwürmchen" oder "Barfuß durch Hiroshima" blenden die Umstände wie der Schrecken des Krieges vor die japanischen Haustüren kam schlicht aus. Und so auch hier, die imperialistisch-japanische Regierung wird zwar im Film vom Professor vorgeworfen, dass sie das Leben der Soldaten zu wenig wert geschätzt wurde, es gab keine Schleudersitze, schlechtes Essen und gammelige Panzer. In keinen Moment wird in Frage gestellt, dass es eine gute Idee gewesen wäre, gar nicht erst die Welt mit Krieg zu überziehen. Die rituelle Selbstopferung, Obrigkeitshörigkeit und Ehre sind tief in der japanischen Gesellschaft verwurzelt, entsprechend giftig hat man auf Rückkehrer aus Reihen der Shimpu Tokkoutai reagiert, die Darstellung ist also durchaus authentisch und obwohl den Protagonisten Absolution zu Teil wird und er "Leben" soll, fliegt trotzdem dieser schmierige Pathos mit. Sicherlich kann man das Ausblenden, aber da es nun mal vom Film thematisiert wird, muss ich da mich schon kritisch auseinandersetzen. Übrigens war die Szene in der der Mechaniker Shikishima den Schleudersitzt zeigt und der Dialog ausgeblendet wurde um ihn dann in einer Rückblende nochmal aus zu walzen, war so offensichtlich und so sehr Anime-like das ich kurz aufstöhnen müsste. Takashi Yamazaki ist natürlich mit dem Anime verbandelt, aber das ist Hideaki Anno in einen viel stärkeren Ausmaß und sein Film strotzte nicht so vor dessen Theatralik und anstrengenden Dialogen.
Das klang jetzt alles viel negativer, als ich den Film empfunden habe. Wie gesagt ich hatte eine Menge Freude an Godzilla Minus One, es ist ein sehr guter Film! :)