Ich habe das Buch jetzt knapp zur Hälfte durch und es ist ein großes nostalgisches Vergnügen, aber tatsächlich auch weit mehr. Ich war beim Kauf zunächst etwas zögerlich, da das Thema Videotheken-Nostalgie ja schon vielerorts besprochen wurde (Dokumentationen, etc.) und mir der grobe Verlauf soweit klar ist. Insofern habe ich im Vorfeld durchaus den möglichen Mehrwert dieses Buches hinterfragt. Der Dealbreaker war dann die Ankündigung ausführlicher Gespräche mit seinerzeit branchenrelevanten Personen und hier gibt es tatsächlich massenhaft höchst spannende Informationen, verrückte Anekdoten und zahlreiche erzählenswerte Geschichten rund um den deutschsprachigen Videomarkt. Mir sind Labels wie VMP, VCL oder VPS natürlich bekannt, die Geschichten dahinter jedoch maximal rudimentär. Das ist nun nach Lektüre dieses Buches anders. Aber auch die Sichtweise aus Major-Perspektive wird ausführlich behandelt. Sehr schön, dass hier ein Ort für Geschichten dieser Art geschaffen wurde.
Das soll aber nicht die Qualität vom Rest des Buches in irgendeiner Weise schmälern! Im Gegenteil ist hier wirklich alles lesens- und sehenswert. Man merkt auf jeder Seite, dass hier keine Kompromisse eingegangen wurden und das Ziel schlichtweg war, hier das Buch der Bücher zu genau diesem Thema zu veröffentlichen. Das wahrhaft unzählige Bildmaterial ist eine Augenweide, die Texte sind im positivsten Sinn ausschweifend informativ (und nicht selten mit dem nötigen Witz) und das Design im Ganzen einfach nicht zu toppen. Hervorheben sollte man hier auch die hochinteressante und ganz persönliche Geschichte von Jörg Bauer, der im wahrsten Sinne des Wortes in einer Videothek aufgewachsen ist und uns dankenswerterweise an seinen Erinnerungen teilhaben lässt, die mit viel Witz, aber auch nicht ohne den nötigen Ernst an den richtigen Stellen sowie sehr tiefgreifenden persönlichen Gedanken formuliert sind. Da du ja hier aufmerksam mitliest: Danke, dass du so offen erzählst. Insbesondere zum Ende hin war es sehr emotional, aber auch treffsicher formuliert.
Ich freue mich auf die zweite Hälfte des Buches, das ich tatsächlich ungewohnt langsam, aber umso aufmerksamer lese. Viel zu gern verweile ich in all dem Bildmaterial und lasse diese Reise ausgiebig auf mich wirken. Vielleicht möchte ich auch gar nicht, dass es zu Ende geht. Denn dann ist ja wirklich alles zu dem Thema gesagt.