Kino Die Saat des heiligen Feigenbaums 2024

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cvs

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Als deutscher Oscar-Beitrag 2025 hat dieses Werk einen eigenen Thread verdient, finde ich.

DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS (Iran/Deutschland/Frankreich 2014) 8/10

Deutschlands sehr untypischer Beitrag zu den diesjährigen Oscars (was auch für einige Kontroversen hierzulande sorgte) ist, wie immer man zu dieser Einreichung steht (die ja letztlich auch zu einer Nominierung als Best International Picture führte), ein ziemlich beeindruckender Film geworden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das alles ziemlich versteckt im Iran gedreht wurde, bevor der Regisseur, um seiner anstehendenHaftstrafe zu entgehen, aus dem Land floh, und sein britischer, aber vorrangig in Deutschland tätiger Cutter Andrew Bird das Filmmaterial aus dem Land schmuggelte.

Aber auch ohne Kenntnis all dieser Hintergründe haben wir es bei DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS mit einem waschechten Polit-Thriller zu tun, dessen ganzer Horror sich auf das Leben einer einzigen Familie komzentriert und über 160 Minuten Laufzeit einen faszinierenden Sog entwickelt. Am Ende vielleicht ein bisschen zu konstruiert, verdeutlicht der Stoff glaubwürdig den Druck, den eine patriarchalisch gewachsene Diktatur basierend auf fanatische Religiösität auf das Leben jedes einzelnen ausübt. Glaubwürdige Darsteller und eine schnörkellose Inszenierung ziehen einen schnell in ihren Bann und lassen einen schwer beeindruckt im Kinosessel zurück.

Obwohl die deutsche Synchronisation als gelungen zu betrachten ist, und Farsi den meisten bestimmt nicht so einfach ins Ohr geht, empfehle ich den Film OmU zu schauen.

Und drücke die Daumen für den 2. März.
 
Deutschlands sehr untypischer Beitrag zu den diesjährigen Oscars (...)
Ihn als deutschen Beitrag für die Oscars auszuwählen, finde ich unglücklich, weil es schlicht und einfach kein deutscher Film ist.

Die Aufmerksamkeit gönne ich dem Werk, weil es trotz Überlänge und des politischen Themas mitreißend inszeniert ist und nicht belehrend oder langatmig wirkt. Dass der Film im letzten Viertel eher in eine allegorische Richtung geht (so hab ich es empfunden), hat mir gut gefallen.

Habe ihn ebenfalls OmU gesehen und würde den Film allen empfehlen, die mal über den Tellerrand der üblichen amerikanischen und deutschen Produktionen hinausschauen wollen.
 
Ihn als deutschen Beitrag für die Oscars auszuwählen, finde ich unglücklich, weil es schlicht und einfach kein deutscher Film ist.
Da stellt sich wieder die Frage, wie sich der Begriff „Deutscher Film“ definiert. Darüber herrscht ja nicht zum ersten Mal Uneinigkeit. In diesem Fall hat es offenbar genügt, dass der Regisseur in Deutschland lebt, und das Geld für die Produktion majoritär aus Deutschland kam, sowie ein Teil der Stabmitglieder ebenfalls, z.B. die Postproduktion hier stattfand.

Die Diskussion, ob das tatsächlich ausreicht, um sich im Sinne der Bezeichnung als deutscher Beitrag für den besten internationalen Film bei den Oscars zu qualifizieren, wurde hierzulande ja auch vernehmbar geführt, denn es sind bekanntlich Filme mit im Rennen gewesen, die die Voraussetzungen zumindest auf den ersten Blick wesentlich klarer zeigen. Ich denke da z.B. an Matthias Glasners STERBEN. Aber regelkonform war die Entscheidung anscheinend.

Geht man danach, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences letztlich unter die fünf Nominierten von über 100 Beiträgen aus der ganzen Welt gewählt zu werden, ist die Rechnung der German Films-Jury offenbar aufgegangen. Da besteht dann auch die Frage, was das Ziel einer solchen Vorauswahl ist. Die Kritik, dass der einzige Beweggrund der Jury zynisches Kalkül war, wie Rüdiger Suchsland in seinem „Artechok“-Artikel „Arche Noah Deutscher Film?“ nahelegt, würde ich nicht teilen wollen, denn dieser Film trägt auch eine wichtige Botschaft in die Welt, und die Chance, gehört und gesehen zu werden, ist bei einem Oscar-Kandidaten deutlich höher. Als iranischer Beitrag eingereicht zu werden, war ja nicht zu erwarten. :zwinker:

Dass die Entscheidung gerade im Hinblick auf die brachliegende heimische Filmindustrie nicht besonders glücklich war, kann ich allerdings gut nachvollziehen.
 
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