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ENTERTAINMENT / THE COMEDY

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23.4.2018
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ZUR VERÖFFENTLICHUNG:

Die Blu-Ray kommt, wie von Bildstörung gewöhnt, qualitativ hochwertig daher. Stabiler Schuber in G1-Größe mit transparentem KeepCase und sehr informativem Booklet.
Im ersten Menü kann man zwischen THE COMEDY und ENTERTAINMENT wählen. Im jeweiligen Film-Menü begegnet uns der Film in der Originalsprach mit deutschen Untertiteln. Ebenfalls untertitelt ist der hervorragende Audiokommentar von Rick Alversion, was ich großartig finde.

Bilder dieser tollen Edition folgen….


ZU DEN FILMEN:

Entertainment:
Ein Standup-Comedian reist durch das triste Südkalifornien, um fernab von daheim sein Geld mit Auftritten in drittklassigen Bars zu verdienen. Dabei geht er nicht gerade zimperlich vor: Wenn jemand im Raum seine geschmacklosen Witze nicht lustig findet, gerät er schon mal in eine hassbeladene Beschimpfungsorgie. Während das Publikum bei den nicht minder unlustigen Auftritten seines Konkurrenten förmlich ausrastet, bleibt es bei ihm still. Kein Wunder, denn sein Konkurrent konzentriert sich auf infantiles Clown-Entertainment. Das ist kennt man, das entspricht den Mainstream-Konventionen an Lustigem. Das muss ja bekanntermaßen lustig sein, also lache ich – das machen ja alle so.

So gesehen überträgt sich hier der Inhalt auf die Form im Ganzen: Rick Alversons „Entertainment“ kommt im bombastischen Cinemascope daher, erweckt den Anschein ein mainstream Blockbuster zu sein. Doch genau das ist er nicht. Im Gegenteil: Selten hat man über die gesamte Spiellänge hinweg solch deprimierende Tristesse, solch Belanglosigkeit vorgesetzt bekommen. „Entertainment“ als Gegenentwurf zum Binge-Entertainment der aktuellen Popkultur: Unterhaltung um jeden Preis, leicht verdaulich und schnell wieder vergessen.

Alverson zeigt die Folgen dieses Massenkonsums von Unterhaltung eindrucksvoll auf. Die Reaktion des Publikums auf altbekannte Comedy-Muster (hier in Form des Clowns) zeigt sich nicht als individuelle Gefühlsregung auf das Dargebotene, sondern ist vielmehr eine Art antrainierter Automatismus. Wenn ein Mann als Clown verkleidet ist und pantomimisch in seinen Hut kackt, dann muss das ja witzig sein, deshalb lache ich. Diesen Mechanismus durchbricht unser Entertainer mit seiner Kunstfigur, die eine Art Anti-Humor zelebriert und damit völlig gegen die Gewohnheiten und Erwartungshaltung der Zuschauer schießt.

Genau das macht auch Alverson, denn selbst abseits der Auftritte zeigt er uns einen gefühlskalten Entertainer, der lethargisch durch die Wüste Kaliforniens stampft und es scheinbar verlernt hat, selbst Gefühle zu zeigen. Alles läuft nach Schema F ab. Die Schattenseite der Unterhaltungsindustrie mit ihrer verzehrenden Eigendynamik.
Diese Art der Inszenierung ist unbequem, herausfordernd und bricht mit allen Sehgewohnheiten und Erwartungshaltung. Und ehe man es sich versieht, sitzt man nicht mehr auf der Couch vor dem TV, sondern befindet sich mitten im Publikum und ist genauso verstört von dem Dargebotenen, wie der Rest der Leute von der Show des Entertainers.
Ein ganz besonderer Film, der noch lange nachschwingt.

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The Comedy:
In THE COMEDY präsentiert uns Alverson einen durch und durch unsympathischen Zeitgenossen. Wir erleben u.a. wie er den Pfleger seines im Koma liegenden Vaters beleidigt oder genüsslich seinen Drink süffelt, während sein One-Night-Stand gerade einen epileptischen Anfall hat. Der (ab)geneigte Zuschauer kennt den üblichen Ablauf einer solchen Charakterzeichnung: Der unsympathische „Held“ der Geschichte kaschiert seine Verletzlichkeit, seine Probleme durch eben solch eine Form der Fassade. Meist endet diese Form des Selbstschutzes in einer Katastrophe, aus der unser „Held“ dann von seinem Konterpart gerettet werden muss.
Alverson ist aber nicht Charles Dickens und so verläuft die Entwicklung seines Protagonisten deutlich anders.

Er hat eine große Freundesclique und scheint im Laufe des Filmes überhaupt keine moralische Entwicklung durchzumachen. Und hier erwischt uns Alverson erneut kalt. Moral ist der Kompass, der uns am gesellschaftlichen Leben teilhaben lässt. Jetzt kommt da ein Mann daher, der zutiefst amoralisch ist und damit auch noch gut leben kann. Wie passt das in unser Bild von Konventionen? Eigentlich überhaupt nicht – und das ist das Faszinierende. Alverson pfeift hier auch filmisch auf Konventionen. Er nennt sein zutiefst düsteres und ernstes Drama THE COMEDY. Mit einer Komödie hat sein Film aber überhaupt nichts zu tun.

Es ist spannend einen Film sehen zu dürfen, der so gegen jede Genre-Konvention und den altbekannten Spannungsbogen schießt und einfach mal was ganz anderes ist – einzigartig.

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Entertainment (USA 2015), OmU, 8/10
Am Anfang war das Nichts. Und so blieb es eine lange, lange Zeit. Dann plötzlich erleuchtete ein heller Blitz die Dunkelheit. Der Urknall füllte das Nichts erst mit Galaxien, Sonnensystemen, Planeten und Monden; dann mit Pflanzen, Menschen, Autos, Fernsehern und Popcorn. Doch das Nichts war nicht verschwunden, es wurde nur dekoriert. Und der Mensch, der spürte, dass seine ganze Existenz auf diesem Nichts aufgebaut war, bemühte sich, es zu verdecken. Doch kann man verstecken, was gar nicht da ist?
Zumindest versuchte der Mensch mit Unterhaltung den Blick vom Nichts fortzulenken. Mit YouTube-Filmchen, Philosophievorträgen, der aktuellen Superheldenverfilmung, Fußball, Candy Crush und Beiträgen in irrelevanten Filmforen. Im Gegensatz zur Unterhaltung ist das Nichts allerdings unendlich und irgendwann wird es alles wieder aufgesogen haben und zurück bleibt ein Schwarzes Loch. Und an der tiefsten Stelle dieses Schwarzen Lochs liegt ein Kopf mit dem ausdruckslosen Gesicht von Gregg Turkington. Und wenn man ganz genau hinhört, dann vernimmt man ein gequetschtes, heiseres, kaum wahrnehmbares --- why? --- why? ---, das wie ein feiner Nebel durch die Ödnis irrt, um sich in der Leere zu verflüchtigen.
Etwas konkreter: Die Landschaft sieht aus, als hätte man alle Farbe und jegliches Leben aus ihr herausgesaugt und den Menschen scheint es nicht besser ergangen zu sein. Unterhaltungskünstler Gene stolpert als verlorener Narr durch eine verlorene Welt. Jeden Abend feiert er ihren Untergang, inszeniert als schlechten Witz. Neben dem Grundkonzept und Schauspiel haben mir die ausgefeilte Bild- und Farbgestaltung sehr zugesagt. Definitiv kein Film für die Masse, aber für depressive Clowns wie mich eine nachhaltige Erfahrung.
Bildqualität: Das Bild wirkt natürlich, doch teils recht weich.
Extras: Deleted Scenes

The Comedy (USA 2012), OmU, knapp 6/10
Das ist schon sehr fragmetarisch und das k.o.-Kriterium ist für mich ist, dass sich die Verletzungen der Regeln im sozialen Umgang nie wirklich schmerzhaft echt anfühlen. Ich glaube, da wirkt Borat, der im Geiste zumindest mit Swanson (Tim Heidecker) verwandt ist, wahrhaftiger auf mich. Die meisten Szene waren auch so knapp gehalten, dass weiterführende Reaktionen der Leute gar keine Rolle mehr spielten, es gibt keine richtige Konfrontation, obwohl das Verhalten Swansons genau darauf angelegt ist. Und wieso fliegen diesem schlecht angezogenen Unsympathen mit der körperlichen Konstitution eines Schmelzkäses eigentlich die Frauenherzen zu? Beziehungsweise, wieso lassen sie sich zumindest auf Sex oder Zärtlichkeiten mit ihm ein? Uns was mir auch ganz gefehlt hat, war eine Ebene, die durchscheinen lässt, was Swanson wirklich bewegt. So hat der Film etwas von einem Streich ungezogener, reicher, sarkastischer Lausbuben.
Bildqualität: Das Bild wirkt im besten Sinne unauffällig, der Stil ist eher dokumentarisch gehalten, gefilmt wurde digital.
Extras: Deleted Scenes (nicht angesehen). Audiokommentar: Eine halbe Stunde lang reingehört, da war jetzt nichts dabei, was mich The Comedy in einem anderen Licht sehen ließ. Wenn einem der Film gefällt, ist der AK sicher interessant.
Das 16-seitige Booklet ist okay, wobei mir der zweite Text von Thorsten Hanisch nicht so zugesagt hat. Wie er Entertainment mit Un chien andalou und Filmen von Jodorowsky vergleichen kann, erschließt sich mir nicht.

Entertainment habe ich ganz sicher nicht zum letzten Mal gesehen, The Comedy ist als Zugabe ganz nett, auch wenn er mich nicht überzeugen konnte.
 
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