Oh, hätte gedacht, da gab's mehr VÖs von euch im letzten Jahr. Schaun mer mal... also, "Highway zur Hölle" und "Bloody Mama" warten noch auf ihre Chance, daher bleiben die erstmal außen vor. Selbiges gilt für "Todeskarten", "Hammer House of Horror", "Red Wedding Night" und "Cosi Fan Tutte", die ich alle schon in früheren Fassungen besitze (letzteren natürlich nicht von WV, sondern von Arrow). Alle anderen hab ich gesichtet und richtige Enttäuschungen gab es, was das Gesamtpaket angeht, keine. Bei mir sehen die jeweiligen Top 3 der einzelnen Kategorien so aus:
Die besten Filme:
1. Miss Zombie. Trotz des abgedroschen wirkenden Ansatzes, ein bereits vom Mainstream vereinnahmtes Genre wie den Zombiefilm in ein Arthouse-Gewand zu kleiden, hat mich dieser Film am meisten überzeugt. Gerne in Zukunft mehr aus der experimentellen Ecke.
2. Frightmare. Für mich bleibt die Pete-Walker-Reihe neben eurer Jean-Rollin-Reihe eine eurer größten Errungenschaften und dieser ist für mich bislang neben "Haus der Todsünden" mein Favorit unter den erschienenen Walker-Filmen.
3. Slaughter. Funky, flott und äußerst unterhaltsam. Schiebt sich ganz knapp vor "Madhouse", der mich ebenfalls sehr positiv überrascht hatte.
Die beste Lektüre:
1. Cirio H. Santiago. Logisch. Ganz klare Sache. Ich bin so gut wie nicht vertraut mit dem Schaffen Santiagos, aber dieses Buch hat mir unheimliche Lust darauf gemacht, mich in seine Filme zu stürzen. Schade, dass die Quellenlage etwas dünn war, so dass vieles eher auf Erzählungen in Interviews und weniger auf Fakten beruht, aber das macht David Renske mit seinem Feuereifer wett. Tolle Interviews, tolle Kurzkritiken, und Chapeau dafür, dass man sich überhaupt an ein Buch über diesen Regisseur gewagt hat.
2. Funny Man. Eure Booklet-Autoren gehören sicherlich zu den besten auf dem Markt und ich lese ihre Texte immer wieder gerne, aber was das Booklet zu "Funny Man" als Alternative bietet, ist einfach nochmal eine willkommene Abwechslung. Die Produktionsnotizen von Simon Sprackling sind schreiend komisch geschrieben und die „kurze Einführung in das derbe Englisch der derben Engländer“ setzt das i-Tüpfelchen drauf.
3. Der Biggels Effekt. Um auch Christoph N. Kellerbach noch einmal zu Ehren kommen zu lassen, möchte ich nochmal den Text zu dem britischen Zeitreise-Abenteuer herausheben. Die Hintergründe zur Vorlage sind äußerst informativ dargelegt und werden im Anschluss auf Werkstreue in der Verfilmung abgeklopft.
Bild / Ton:
1. Miss Zombie. Ok klar, das ist der einzige neuere Film unter den Veröffentlichungen. Aber Sabu nutzt das S/W-Bild und den Ton ausgiebig für die Narrative und der Transfer macht das durchgehend transparent.
2. Geschichten, die zum Wahnsinn führen. Sehr gute Bildqualität und eine Synchronisation, die Nostalgie beschwört.
3. Madhouse. Vielleicht keine herausragende Bildqualität im konventionellen Sinn, aber diese Mischung aus Bava-Beleuchtung, verunreinigten / verkratzten Einspielern aus alten AIP-Filmen und Filmkorn satt hat den Nostalgiker in mir jubeln lassen. Auch hier gibt es wieder eine Synchronisation mit namhaften Sprechern und eben den Originalton mit der unvergesslichen Stimme des Vincent Price.
Bestes Cover:
1. Geschichten, die zum Wahnsinn führen. Hier könnte ich mich gar nicht so recht entscheiden, welches das beste der drei Cover ist. Ich mag sie alle drei.
2. Das Grauen auf Black Torment. Zumindest Cover B und C finde ich sehr reizvoll, wobei die A-Variante mit ihrer Werbematerial-Aufmachung auch nicht uninteressant ist.
3. Die Nonnen von Clichy. Da ist wohl für jeden Geschmack was dabei. Das Originalposter A hält die Waage zwischen Arthouse und Exploitation natürlich meisterhaft, das reißerische neue Cover von Timo Wuerz hält da nicht mit; dabei halte ich Wuerz ansonsten für einen wertvollen Neuzugang in der Cover-Gestaltung, sein Motiv zu "The Pit and the Pendulum" finde ich zB. herausragend. Der ist in dieser Kategorie dann auch nur knapp aus der Wertung gefallen.
Bestes Bonusmaterial:
1. Funnyman. Audiokommentar, Kurzfilme, Interviews, Soundtrack... dreieinhalb Stunden Dauerbeschäftigung mit großer Abwechslung. Was will man mehr.
2. Die Nonnen von Clichy. Gleich vier (!) Filmfassungen in HD, teilweise neu synchronisiert, dazu ein fachkundiger Audiokommentar sowie zwei Featurettes, Outtakes und diverses Werbematerial... das ist fast so verschwenderisch wie Franco damals mit Filmmaterial umging.
3. Der Biggels Effekt. Leider kein Audiokommentar diesmal, dafür aber eine Fülle an Making Ofs, Interviews und einigen sehr interessanten Werbefeatures, darunter ein Musikvideo zum Titelsong und eine Werbung für das Videospiel zum Film.
Die beste Gesamtpräsentation:
1. Funny Man. Nicht nur das Mediabook stach heraus mit seinen vier Discs inkl. Soundtrack und dem Reichtum an verwendeten Artworks, auch erwies sich der Funny Man als kongeniales Label-Maskottchen, das als Werbegag hervorragend funktioniert hat.
2. Slaughter. Klar soll so eine Sammelbox in erster Linie dazu verführen, gleich das Abo abzuschließen, aber der hochwertige, geschmackvoll designte und mit partiellem Glanzlack versehene Schuber und die stylishen Scanavos inklusive Booklet werden das vollendete Werk wohl zu einem echten Sammlerstück machen.
3. Cirio H. Santiago. Herrlich buntes Cover, eine Fülle an bunt abgedruckten Postern und anderen Bildern sowie das gelungene Layout treiben den Lesespaß in die Höhe.
